Wirtschaft

Euros zu Drachmen umstempeln – oder neu drucken

Eines Morgens blieben alle Banken geschlossen, die Bankomaten funktionierten nicht mehr. Über Nacht wurden die Konten eingefroren, die Währung wurde abgewertet, ein Großteil der Spargelder war damit futsch. Wütende Massenproteste und Plünderungen waren die Folge. Dezember 2001. Während in Griechenland die ersten Starterkits für die Euro-Einführung verteilt wurden, regierte in Argentinien das blanke Chaos. Das Land schlitterte in den Staatsbankrott.

Die Lage der beiden Staaten ist zwar nur bedingt vergleichbar, dennoch gibt es etliche Parallelen. 2001 waren 20 Prozent der Argentinier arbeitslos, 20 Prozent der Griechen sind es heute. Die griechische Wirtschaft dürfte heuer um zumindest 4,4 Prozent schrumpfen – so erging es auch Argentinien.

Nach Abwertung und Umschuldung schaffte Argentinien einen Neustart. Seit 2003 geht es mit der Wirtschaft wieder aufwärts. Eine ähnliche Renaissance könne Griechenland nur mit dem Euro-Ausstieg und der Wiedereinführung der Drachme erreichen, meinen etliche Experten. Würde das auch in einer Nacht-und-Nebel-Aktion passieren? Manch’ Ökonom stellt sich das so vor: Über ein Wochenende würden in den griechischen Banken die Euro-Banknoten mit einem Stempel versehen. Wenn die Geldinstitute am Montag Morgen aufsperren, gelten nur noch die abgestempelten Scheine. So könnten per Stempel Quasi-Drachmen entstehen, ohne sie drucken zu müssen.

Laut WIFO-Ökonom Thomas Url ist ein solches Umstempeln aber gar nicht machbar. Über Nacht könnten schließlich bei Weitem nicht alle Banknoten erfasst werden – etwa jene in den Ladenkassen oder unter den Kopfpolstern. Euro mit und ohne Stempel, keiner würde sich mehr auskennen, ein Chaos wäre die Folge. Will Griechenland raus aus dem Euro, muss es neue Drachmen-Scheine drucken, meint Url. Das würde aber Wochen dauern. Drei Monate hat es gebraucht, als die USA für den Irak neue Banknoten in London drucken ließen.

Drachmen

Gerüchte, dass irgendwo bereits Drachmen gedruckt werden, halten sich hartnäckig. Beweise dafür gibt es keine. Der weltgrößte private Gelddrucker, das britische Unternehmen De La Rue, stellt sich jedenfalls schon auf die Drachme ein. Eine neue griechische Währung würde zwar vor allem von der Staatsdruckerei in Athen produziert werden, Zusatzvolumen müsste man sich aber von außen holen. De La Rue hofft auf Aufträge.

Auch bei der Wiedereinführung der Drachme wird es Parallelen zu Argentinien geben: Die Banken bleiben einige Tage gesperrt, danach werden nur kleine Beträge abgehoben werden dürfen. Geldtransfers ins Ausland werden unterbunden oder mit hohen Steuern belegt.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund