Wirtschaft

"Europa verliert an Bedeutung"

Der Feuerfest-Hersteller Rath ist einer der österreichischen Unternehmen mit jahrzehntelanger Tradition. 1891 gegründet, ist das Wiener Unternehmen heute in der 5. Generation immer noch fest in der Hand der Familie Rath.

Das Erfolgsrezept: Keine Massenproduktion, sondern hochwertige Produkte für spezielle Anwendungen, die in den acht eigenen Werken produziert werden. Das Sortiment umfasst Produkte für Anwendungstemperaturen von 1000 bis 1800 Grad Celsius.

Geschichte

1891 kaufte August Rath senior die Porzellanfabrik Johann Poduschka in Krummnußbaum in Niederösterreich und gründete eine Chamottewaren- (feuerfeste Steine, Anm.) und Thonöfenfabrik. Diese Fabrik, die modernisiert und erweitert wurde, gibt es noch heute, 130 Mitarbeiter sind derzeit dort beschäftigt.

Doch die Zukunfts-Schwerpunkte liegen heute anderswo. „Europa verliert für uns an Bedeutung“, betont Vorstand Georg Rath. Das börsenotierte Unternehmen hat den Konjunkturabschwung zu spüren bekommen. Punkten kann das Unternehmen in den USA. In Milledgeville, Georgia, wurde ein neues Werk errichtet. Auch in Mexiko und der Ukraine gibt es Vertriebsniederlassungen, die sich positiv entwickeln. Weitere Standorte befinden sich in Deutschland, Tschechien und Ungarn.

Produziert werden Hochöfen für die Stahlindustrie, Ofenanlagen für die keramische Industrie und Isolierungen von Glasschmelzwannen für die Glasindustrie. Aus Ton und Tonerde werden Produkte für die Zement- und die Kalkindustrie hergestellt.

Doch die Zeiten für das Unternehmen waren schon einmal rosiger. „Die Hoffnungen auf einen Wirtschaftsaufschwung haben sich nicht erfüllt“, sagt Georg Rath. 2012 hat die Rath-Gruppe 86,7 Millionen Euro Umsatz erzielt, ein Plus von 6,1 Prozent. Doch das Ergebnis vor Steuern sank auf 0,9 Millionen Euro (nach drei Millionen Euro 2011).

Gestiegene Kosten

Einer der Gründe dafür liegt in den gestiegenen Kosten für Rohstoffe, zumal das Unternehmen auf diesen sitzen bleibt. „Die Weitergabe an die Kunden war nicht möglich und das drückt auf die Margen“, betont Georg Rath. Auch die Qualität der Rohstoffe führte zuletzt zu Problemen. „Wir waren gezwungen, Lieferanten zu wechseln, auch das hat zu Mehrkosten geführt“, so der Rath-Vorstand. „Hinzu kommen die hohen Energiekosten, die unser Geschäft belasten, denn unsere Produkte müssen gebrannt werden.“

Der Ausblick für 2013 ist entsprechend gedämpft. Im ersten Quartal ist der Umsatz der Gruppe zurückgegangen. Für das Gesamtjahr 2013 erwarten die Vorstände einen Umsatz auf dem Niveau von 2012. Einen Mitarbeiterabbau wollen sie nicht ausschließen. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 614 Mitarbeiter.

RHI schließt Werk in Deutschland

Der Markt für Feuerfest-Unternehmen ist enger geworden. Vor wenigen Tagen hat der börsenotierte österreichische Industriekonzern RHI angekündigt, sein Werk in Duisburg, Deutschland, noch in diesem Jahr zu schließen.

Am Standort Duisburg sind derzeit 122 Mitarbeiter beschäftigt, produziert werden vor allem Magnesia-Carbon-Steine für die Stahlindustrie. Seit 2010 liegt die Stahlproduktion in der EU mit einem Volumen von rund 170 Millionen Tonnen um ein Fünftel unter dem Niveau von 2007, begründete der Weltmarktführer bei der Erzeugung feuerfester Materialien den Schritt. Man passe die Produktionskapazitäten den erwarteten niedrigen Wachstumsraten an.

Bereits 2012 hat die RHI AG ein Werk in Südafrika verkauft und einen Standort in Schottland zum Teil geschlossen. An einem indischen Unternehmen hat sich die RHI beteiligt. Im Vorjahr wies der Konzern einen Nettogewinn von 113,5 Mio. Euro (minus 6,6 Prozent) aus.