Wirtschaft

Keine Kohle mehr aus Russland, aber "Freundschaft" intakt

Ab morgen, Donnerstag, dürfen EU-Staaten keine Kohle mehr aus Russland importieren. Die Maßnahme ist Teil des bereits im April beschlossenen fünften Sanktionspakets, die Übergangsfrist ist damit abgelaufen. Russland sollen durch das Embargo Einnahmen in Höhe von jährlich acht Milliarden Euro entfallen.

Österreich hat vergangenes Jahr 28 Prozent seiner Kohlenimporte aus Russland bezogen, der wichtigste Lieferant ist Polen. Lieferengpässe werden durch das Embargo, anders als beim Gas, nicht befürchtet. "Kohle ist auf dem Weltmarkt verfügbar", erklärte etwa Alexander Bethe vom deutschen Verein der Kohleimporteure.

Druschba-Stopp

Mehr Kopfzerbrechen macht EU-weit die Versorgung mit Erdöl und Treibstoffen daraus. Nach zähem Ringen hat man sich Ende Mai auf ein schrittweises Embargo geeinigt. In Kraft treten soll es aber erst Ende des Jahres, für besonders abhängige Länder gibt es dabei Ausnahmen.

Just diese, nämlich Ungarn, Tschechien und die Slowakei, haben seit vergangener Woche aber kein russisches Öl bekommen. Denn die Lieferungen durch den Südstrang der Pipeline Druschba ("Freundschaft") wurden unterbrochen. Laut dem russischen Pipeline-Betreiber Transneft liegt das allerdings daran, dass der ukrainische Betreiber die Durchleitung gestoppt hat.

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Die im Voraus zu leistenden Transitgebühren seien aufgrund von EU-Sanktionen nicht in der Ukraine angekommen, erklärte Transneft. Der ungarische Öl- und Gaskonzern MOL, der zu einem Viertel im Staatseigentum ist, hat am Mittwoch eine Lösung auf den Weg gebracht. Der Konzern übernimmt die Zahlungen für den Ukraine-Transit. Sie kommen dann also aus einem EU-Land.

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Im für Energiefragen zuständigen Klimaschutzministerium heißt dazu es auf Anfrage des KURIER, man gehe davon aus, dass die Variante unbedenklich ist, weil sich die EU-Sanktionen ja nicht gegen den ukrainischen Pipeline-Betreiber richten.

Gaslieferungen

Die Gaslieferungen durch die Ukraine sind laut dem für Energie zuständigen Klimaschutzministerium mit 40 Prozent der Auslastung stabil. Das niedrigere Niveau werde weiterhin durch kurzfristige Zukäufe aus anderen Quellen ausgeglichen, sodass die Einspeicherung plangemäß vorangehe.

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Derzeit beträgt der Füllstand der österreichischen Speicher knapp 54 Terawattstunden oder 56 Prozent. Laut dem Ministerium kommen täglich 300 bis 450 Gigawattstunden dazu. Damit sei man auf einem guten Weg, das Ziel von 80 Prozent bis zum November zu erreichen. Die Lieferungen nach Deutschland über die Ostseepipeline liegen unverändert bei 20 Prozent der Kapazität.

Die schlechtere Versorgung und Spekulationseffekte haben dazu geführt, dass die Großhandelspreise für Gas in Europa auf etwa 200 Euro pro Megawattstunde angestiegen sind. Das ist etwa das Zehnfache des langjährigen Durchschnitts.