Energie: Anbieter werden kaum gewechselt
Von Ulla Grünbacher
Der lange Winter hat die Energiekosten vieler Haushalte in die Höhe getrieben. Zugleich lassen die Österreicher bis zu 400 Euro jährlich liegen – so viel könnten sie sich ersparen, wenn sie ihren Energielieferanten wechselten. Doch nur 1,1 Prozent der Österreicher entschloss sich im Vorjahr dazu. Seit 2001 ist der Energiemarkt liberalisiert und der Anbieterwechsel möglich. Doch nur 14 Prozent aller Haushalte haben seither von dem Angebot Gebrauch gemacht. „Ängste, dass Zähler getauscht werden oder Leitungen neu verlegt werden, sind unbegründet“, beruhigt Martin Graf, Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control.
Doch heuer könnte der Markt in Bewegung kommen. Jeder fünfte Haushalt kann sich mittlerweile vorstellen, den Energielieferanten zu wechseln. Bei einem Wechsel haben Konsumenten nicht nur die Möglichkeit, sich den günstigsten Lieferanten auszusuchen, sondern auch auf die Art der Energieerzeugung zu achten, zum Beispiel den Fokus auf Ökostrom zu legen.
Aktuelle Preise
Ein durchschnittlicher Tiroler Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden zahlt jährlich 618 Euro für Strom – und damit am wenigsten in Österreich. Am tiefsten müssen die Oberösterreicher mit durchschnittlich 758 Euro für Strom in die Tasche greifen. Für Erdgas geben Österreichs Haushalte zwischen 955 Euro in Vorarlberg und 1192 Euro pro Jahr in Klagenfurt aus. „Die Belastung der Haushalte durch die Kosten für Strom und Gas ist anhaltend hoch“, betonte E-Control-Vorstand Walter Boltz.
Unter den hohen Energiekosten ächzen hauptsächlich Haushalte, denn Industriekunden zahlen für Strom und Gas deutlich weniger. Eine Erhebung der Arbeiterkammer zufolge sind die Strom-Großhandelspreise seit 2008 um 26 Prozent gesunken, die Haushalts-Energiepreise sind im gleichen Zeitraum um 21 Prozent gestiegen. Die Preissenkungen fließen also ausschließlich in die Industrie.
Die E-Control bemüht sich seit längerem, Einblick in die Bücher der Anbieter zu bekommen, um zu sehen, wie hoch die Margen sind. „Wir haben im Vorjahr daher ein Verfahren eingeleitet, für Herbst wird eine Entscheidung erwartet“, betonte Graf.
Neue Anbieter
Zu den Landes-Energieversorgern – von Wien Energie bis TIGAS – mischen neue Anbieter den Markt auf. Voltino, ein Onlineprodukt von Wels-Strom und der Ökostrom-Anbieter Alpen Adria Energie Naturstrom (AAE) sind derzeit die günstigsten Stromlieferanten Österreichs (siehe große Grafik oben). Im Jänner dieses Jahres hat Hofer damit überrascht, Strom zu verkaufen. Hinter dem Angebot steckte die oekostrom AG, die Aktion über Hofer hat dem Lieferanten 5600 Kunden gebracht.
Ende 2012 ist der bayrische Erdgas-Anbieter Montana in Österreich gestartet. Rechnet man den Neukundenrabatt nicht mit, ist Montana derzeit in Wien, Niederösterreich, Burgenland Steiermark, Kärnten, Salzburg und Oberösterreich der günstigste Gaslieferant.
Mit Neukundenrabatt ist goldgas – der deutsche Energieanbieter ist seit Herbst 2012 auf dem österreichischen Markt vertreten – in ganz Österreich am kostengünstigsten. Im Gasbereich sollen laut E-Control neue Anbieter den Markt aufmischen. Die Regulierungsbehörde hofft daher in den nächsten Jahren auf ein Sinken der Gaspreise.
Verbrauch gesunken
Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht laut Statistik Austria jährlich 4187 Kilowattstunden Strom. Interessant ist, dass der Stromverbrauch österreichischer Haushalte sinkt – seit 2008 um 5,2 Prozent. Am meisten Strom verbrauchen Herd und Backrohr, Geschirrspüler, Waschmaschine und Wäschetrockner, gefolgt von Warmwasser und Heizung.
Der Tarifkalkulator der E-Control ermöglicht einen Online-Vergleich der Strom- und Gaskosten der österreichischen Anbieter. Einzugeben sind folgende Angaben: Postleitzahl, Haushaltsgröße (Anzahl der Personen) und der Verbrauch (in Kilowattstunden im Jahr).
Abgefragt wird, mit welchem Lieferant derzeit ein Vertrag besteht. Dann erscheint eine Tabelle mit den Energielieferanten, gereiht nach den Kosten.
Hat man sich für einen Lieferanten entschieden, druckt man das Anmeldeformular aus und retourniert es ausgefüllt. Noch heuer soll es möglich sein, dass auch der Umstieg online gemacht werden kann. Der neue Lieferant kann bevollmächtigt werden, den Lieferantenwechsel durchzuführen. Dazu muss die Anlage eindeutig identifiziert werden. Das erfolgt über die sogenannte Zählpunktbezeichnung, eine 33-stellige Nummer, die auf Ihrer Stromrechnung ausgewiesen ist.
Bei Stromanbietern, die das Umweltzeichen tragen, garantieren das Lebensministerium und der Verein für Konsumenteninformation (VKI), dass diese Unternehmen ausschließlich Ökostrom verkaufen.
Wer den Tarifkalkulator nutzen will, aber keinen Internetzugang hat, kann sich an die Energie-Hotline wenden: Tel. 0810 102 554 (0,044 Euro/Minute).