Deutschland öffnet Hintertürchen für Athen
Die deutsche
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hält einen Schuldenschnitt für Griechenland für denkbar - allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt. Zunächst müsse das derzeitige Programm für das hoch verschuldete Land aber umgesetzt sein, sagte sie der Zeitung Bild am Sonntag. "Wenn Griechenland eines Tages wieder mit seinen Einnahmen auskommt, ohne neue Schulden aufzunehmen, dann müssen wir die Lage anschauen und bewerten. Das ist nicht vor 2014/15 der Fall, wenn alles nach Plan läuft", sagte sie.
Anfang der Woche hatten sich die Euro-Finanzminister und der IWF auf eine Verschiebung der mit Griechenland vereinbarten Konsolidierungsziele um zwei Jahre auf 2014 geeinigt. Um die dadurch aufgerissene Finanzlücke zu schließen und den griechischen Schuldenberg auf Sicht abzutragen, soll ein Mix von Maßnahmen helfen. Zentral ist ein Schuldenrückkauf durch das Land.
Hintertür
Einen Schuldenschnitt lehnen Deutschland und andere nordeuropäische Staaten aus rechtlichen Gründen bisher ab. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) ließ allerdings eine Hintertür offen: Die Vorbehalte entfielen, wenn Griechenland einen nachhaltigen Überschuss im Kernhaushalt erzielen würde, also keine zusätzlichen Kredite mehr benötigt. Merkel wies Spekulationen, dass sie gegen einen Schuldenschnitt wegen der Bundestagswahl im kommenden Jahr sei, zurück. Griechenland habe für das Erreichen bestimmter Budgetziele zwei Jahre mehr Zeit bis 2016, sagte sie der Zeitung.
Merkel bekräftigte, dass ein Ausschluss Griechenlands aus der Euro-Zone weitaus teurer zu stehen käme als die Hilfsprogramme. "Wir sollten alle Verunsicherungen vermeiden", sagte die Bundeskanzlerin.
Der Deutsche Bundestag stimmte den weiteren finanziellen Entlastungen für Griechenland am Freitag zu. Das ist Voraussetzung dafür, dass Deutschland im Kreise der Euro-Länder am 13. Dezember Kredite von knapp 44 Milliarden Euro an das Krisenland endgültig freigeben kann. Die deutsche Regierung aus CDU/CSU und FDP verfehlte die symbolträchtige, aber nicht nötige "Kanzlermehrheit".