Wirtschaft

Deutscher Top-Ökonom Lars Feld gibt IHS einen Korb

Die Entscheidung zwischen Wien und Freiburg ist gefallen. Lars Feld, Professor für Wirtschaftspolitik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Direktor des Walter-Eucken-Instituts, bleibt in Freiburg und nimmt das Bleibeangebot seiner Universität und des Landes Baden-Württemberg an.

Notwendige Umstrukturierung

Er bleibt damit der wirtschafts- und finanzpolitischen Diskussion in Deutschland erhalten. „Ich freue mich, weiter an der Uni Freiburg und am Walter-Eucken-Institut wirken zu können“, stellt Professor Feld fest: „Die wirtschaftspolitische Diskussion in Deutschland kann eine ordnungspolitische Stimme gut gebrauchen. Es herrscht dahingehend ja kein Überfluss.“

Feld nimmt somit das attraktive Angebot, als Direktor des Instituts für Höhere Studien (IHS) in Wien zu wirken, nicht an. Die Gründe dafür sind vielfältig und nicht nur in der Attraktivität der Universität Freiburg und des Walter Eucken Instituts begründet. „Das Kuratorium des IHS hat mir in der Tat ein hervorragendes vertragliches Angebot gemacht,“ so Feld.

Das IHS sei ein tolles Institut mit vielfältigen Entwicklungschancen, mit hervorragenden Forschungsleistungen und einer vorzüglichen Präsenz in der politischen Beratung. Gleichwohl bestünden dort, wie bei jedem größeren Forschungsinstitut, gewisse Notwendigkeiten zur Umstrukturierung, nicht zuletzt weil das IHS vor allem im finanzwissenschaftlichen Bereich und somit im Kernbereich von Felds Forschungsinteressen deutlich gestärkt werden müsste.

"Nicht ohne Querelen"

Dies würde erhebliche Anstrengungen erfordern, nicht ohne Querelen ablaufen und zu Belastungen führen. Hinzu komme die veränderte Grundfinanzierung durch die Österreichische Nationalbank (OeNB), welche die Grundfinanzierung der von ihr finanzierten Institute völlig umstellt.

Den mündlichen Zusicherungen, das IHS habe dadurch keine Nachteile, ließ die OeNB zwar in der vorläufigen finanziellen Zusage für das Jahr 2022, aber nicht im Grundsatz Taten folgen. Bei Lichte betrachtet stellt die OeNB ihre Grundfinanzierung auf Projektfinanzierung um. Es ist keine Grundfinanzierung mehr.

Unabhängigkeit sichern

Als fortwährendes strukturelles Problem der Wirtschaftsforschungsinstitute in Österreich kommt hinzu, dass sie im Unterschied zu Deutschland den Institutionen, welche die Grundfinanzierung stellen, unmittelbarer gegenüberstehen. Eine ähnliche Institution wie die deutsche Leibniz- Gemeinschaft gibt es in Österreich nicht.

Das erfordert kontinuierliche, im Umfang stärkere Anstrengungen der Leitungen der Institute, ihre Unabhängigkeit zu sichern, insbesondere im Hinblick auf die Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. „Insgesamt“, so Feld, „wäre der Wechsel
nach Wien also nicht ohne Risiken.“