"Schwerarbeit zum Hungerlohn"
Von Anita Staudacher
Wer behinderte, alte oder in Not geratene Menschen betreut, hat eigentlich keine Zeit zum Demonstrieren. Umso schwieriger ist es für die Gewerkschaft, gemeinsame Protestaktionen zu organisieren. „Ich muss jetzt zum Nachtdienst, elf Menschen mit geistiger Behinderung warten schon“, sagt etwa Caritas-Behinderten-Betreuer Reinhard Edler-Steiner.
Rund 3000 Beschäftigte aus Sozial- und Gesundheitseinrichtungen versammeln sich am Mittwoch vor dem Sozialministerium, um für mehr Gehalt und bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren. Mehrere Tausend sind es österreichweit. „Arbeitgeber, schämt euch!“, wird skandiert. ,„Wir wollen nicht länger Schwerarbeit zum Hungerlohn leisten“, ist zu lesen. „Nach Leistung bezahlt, müssten wir alle Großverdiener sein“, klagt Monika Beroun, Pflegehelferin bei der Volkshilfe. Stattdessen liegt der Durchschnittslohn weit unter dem Österreich-Schnitt und es gibt fast nur noch Teilzeitjobs. Viele Teilzeitkräfte (25 bis 30 Wochenstunden) müssen mit 800 oder 900 Euro im Monat auskommen. Für zusätzlichen Lohndruck sorgen selbstständige Personenbetreuerinnen aus der Slowakei oder Rumänen, die Pflegedienste für drei bis vier Euro Stundenlohn anbieten.
Forderungen
Bei den laufenden KV-Verhandlungen für die 120.000 Beschäftigten, die am Montag fortgesetzt werden, fordert die Gewerkschaft ein Gehaltsplus von mindestens drei Prozent. „Das Angebot der Arbeitgeber von 2,4 Prozent oder einem Fixbetrag von 43 Euro führt zu Kaufkraftverlust, das ist inakzeptabel“, sagt Michaela Gugelberger von der Gewerkschaft vida. Ferner soll die Anrechnung von Vordienstzeiten bei Quereinsteigern sowie Pflegekarenz den Sozialberuf attraktiver machen. „Viele Frauen wechseln in den Handel, weil sie dort wenigstens am Wochenende frei haben“, erzählt Gugelberger. Die Arbeitgeberseite verweist auf knappe Kassen und hält ein Lohnplus von drei Prozent für unrealistisch.