Das EKG der Börsen 2019: Heftige Ausschläge zu erwarten
Von Christine Klafl
Die besten Jahre sind zwar vorbei, die Verfassung ist aber immer noch recht rüstig. So könnte man den Zustand der Wirtschaftsentwicklung beschreiben. Wobei: Die USA sind konjunkturell gesehen noch rüstiger unterwegs als Europa. Haben Anleger angesichts dieser Prognosen überhaupt Chancen, mit Aktien im kommenden Jahr auf der Gewinnerseite zu landen? Ja, durchaus, meint Martin Lück. Er ist Kapitalmarktstratege bei BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, und meint, dass auch 2019 kein Weg an Aktien vorbeiführen wird. „Das Schutzschild wird aber dünner“, sagt Lück.
Das zitierte Schutzschild, das die Aktienmärkte in den vergangenen Jahren vor allzu großen Verlusten abschirmte, bestand zum einen Teil aus robustem Wachstum und zum anderen Teil aus niedrigen Zinsen. Für die Eurozone hat die Europäische Zentralbank zwar angekündigt, sich bei den Leitzinsen erst nach dem Sommer 2019 von der Nulllinie wegzubewegen, die USA sind hier aber schon viel weiter. Für die nächste Sitzung der US-Notenbank Fed am 19. Dezember erwartet Lück einen nächsten Zinsschritt auf dann 2,25 bis 2,5 Prozent. Danach werde die Fed eine Pause einlegen.
Konzerngewinne
Höhere Zinsen machen verzinsliche Veranlagungen attraktiver. Trotzdem werden „immer mehr Investoren zum Schluss kommen, dass sie Aktien kaufen müssen“, erwartet Lück. Basis dafür sei, dass sich steigende Unternehmensgewinne weiter als Kurstreiber herausstellen sollten.
Die Prognose des Kapitalmarktstrategen: Die Entwicklung an den internationalen Aktienmärkten könnte positiv verlaufen, jedoch mit einem großen Unterschied zu heuer: Es werde mehr Schwankungen geben, also viel mehr Zacken nach oben und unten.
Ob Brexit, EU-Budgetstreitereien mit Italien oder Dieselskandal in Deutschland – „ Europa ist mit sich selbst beschäftigt“, stellt Lück fest. Er geht daher auch davon aus, dass Anleger bei europäischen Aktien auf weniger Chancen treffen werden als bei Titeln von US-Börsen.
Angesichts der gestiegenen Risiken empfiehlt Vermögensverwalter BlackRock Anlegern, zweigleisig zu fahren. Auf der einen Seite sollten risikoreichere Veranlagungen wie Aktien stehen. Auf der anderen Seite aber auch sichere Häfen wie Cash (Bargeld-ähnliche Veranlagung) und europäische Anleihen.
Für den Kauf italienischer Staatsanleihen sei es noch zu früh, die Kurse werden noch sinken, meint Lück. Wenn sich Italien kein Strafverfahren einhandelt, könne man bei diesen Titeln aber durchaus zulangen.
Das Risiko, dass die Eurozone wie 2011/12 in eine heftige Eurokrise – diesmal ausgelöst durch Italien – schlittern könnte, hält Lück aber für gering. Auch deshalb, weil die italienische Regierung zunehmend unter Druck aus dem eigenen Land stehe.
Aktien von Unternehmen, die vornehmlich vom Binnenmarkt leben, die eine geringe Verschuldung aufweisen und gute Dividenden zahlen – so der Tipp Lücks für Anleger. Als Beispiel nennt er den Gesundheitssektor, der ohnehin vom Megatrend alternder Bevölkerungen profitiert. Kursgewinne könnten auch dem Energie- und Bankenbereich der USA bevorstehen.
Zweigleisig
Angesichts der gestiegenen Risiken empfiehlt Vermögensverwalter BlackRock Anlegern, zweigleisig zu fahren. Auf der einen Seite sollten risikoreichere Veranlagungen wie Aktien stehen.
Auf der anderen Seite aber auch sichere Häfen wie Cash (Bargeld-ähnliche Veranlagungen) und europäische Anleihen. Für den Kauf italienischer Staatsanleihen sei es noch zu früh, die Kurse werden noch sinken, meint Lück. Wenn sich Italien kein Strafverfahren einhandelt, könne man bei diesen Titeln aber durchaus zugreifen.