Wirtschaft

Daimler verpasst den Anschluss bei E-Autos

Erst seit Mai vergangenen Jahres ist der Schwede Ola Källenius Chef von Daimler. Drei Mal musste er seither schon die Gewinnprognose reduzieren. Und als er am Dienstag dieser Woche in Stuttgart die Bilanz 2019 mit einem Gewinnrückgang um zwei Drittel auf 2,7 Milliarden Euro vorlegte, war klar: Das ist noch nicht das Ende der Durststrecke.

Källenius bekräftigte zwar den Sparkurs, aber ohne genaue Zahlen vorzulegen. Einen erfolgversprechenden Ausblick blieb er gänzlich schuldig. Der Gewinneinbruch ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Den hohen Kosten für die Folgen des Diesel-Abgasskandals und Milliardeninvestitionen in die Umstellung der Produktion auf -freie Elektroautos.

Genau da aber sehen Analysten das Problem: Zu spät, zu zögerlich erfolge dieser Umstieg. Es werde Jahre dauern, bis Daimler den Anschluss finde. Frank Schwope, Analyst bei der deutschen NordLB sieht Daimler derzeit „stärker denn je unter Druck“. Daimler sei bei der Elektro-Mobilität stark ins Hintertreffen geraten. Aber anstatt sich in diesem Bereich um Allianzen zu kümmern, beschäftige sich der Autobauer mit „unrealistischen Avatar-Hirngespinsten“, die er auf der Consumer Electronic Show in Las Vegas kürzlich zeigte. Der Konzern wäre besser beraten, serienreife E-Autos auf die Straße zu bringen, sagt Schwope.

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Partner nötig

Der deutsche Analyst ist überzeugt, dass Daimler den Anschluss in der E-Mobility nur mit einer Partnerschaft schaffe. Diese wäre etwa mit BMW möglich oder auch mit dem französischen Autokonzern Renault, der 3,1 Prozent an Daimler hält.

Politisch kaum durchsetzbar, aber wirtschaftlich sinnvoll wäre eine Kooperation mit dem chinesischen Autobauer Geely, der bereits den schwedischen Volvo-Konzern erworben hat. Zudem ist Geely mit 9,7 Prozent an Daimler beteiligt. „Der chinesische Automarkt ist mit derzeit 20 Milliarden Fahrzeugen, kräftigem, Wachstum und dem Schwerpunkt auf E-Mobility das Non-Plus-Ultra“, sagt der deutsche Analyst.

Daimler-Chef Källenius aber muss sich zunächst mit den Härten des Alltags auseinandersetzen. 10.000 Jobs der insgesamt 300.000 werden gestrichen, hatte er schon vor längerem angekündigt. die Zahl wird er wohl in den nächsten Monaten erhöhen müssen, sind Experten überzeugt. Spätestens zur Vorlage der Zahlen für das ersten Quartal Ende April sollte klar sein, wo und wie viel er noch einsparen will.

Katastrophale Rendite

2019 konnte Daimler den Umsatz leicht um 3,2 Prozent auf 172,74 Milliarden Euro steigern. Der Absatz aber war rückläufig. Källenius rechnet auch für heuer mit geringerem Absatz.

Die Rendite im größten Geschäftsfeld Mercedes Benz Cars (Pkw) war im Vorjahr mit 3,6 Prozent nicht einmal halb so hoch wie im Jahr davor. Bis die Rendite wieder ein für Aktionäre attraktives Niveau erreiche, wird noch Zeit vergehen, sagen Analysten. Daimler-Aktionäre müssen sich für 2019 auch mit einer von 3,25 auf 0,9 Euro je Aktie gekürzten Dividende begnügen.