Wirtschaft

China plant die größte Streaming-Webseite der Welt

Es ist ein Phänomen, das für Außenstehende oftmals rätselhaft erscheint: Immer mehr Jugendliche schauen im Internet Fremden live beim Videospielen zu. Für viele ersetzt dieses Hobby, streamen genannt, das „klassische“ Fernsehen. Das mag unterschiedliche Gründe haben, entweder, weil der Fremde am Bildschirm, der Streamer, das Geschehen unterhaltend kommentiert, weil er besonders gut spielt oder weil er Spiele ausprobiert, die man selbst nicht kaufen will.

Auch Googles Video-Plattform Youtube bietet eine Livestream-Funktion, der bekannteste Anbieter und Pionier im westlichen Raum ist aber Twitch – ein reines Streaming-Netzwerk mit Sitz in den USA, das Milliardenumsätze sowie mehr als 150 Millionen aktive Nutzer weltweit zählt. Ursprünglich nur für Videospiele vorgesehen, werden dort mittlerweile alle möglichen Inhalte live übertragen.

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Kein Vergleich zu Asien

Im Vergleich zu asiatischen Anbietern sind diese Zahlen aber gering: Alleine auf dem chinesischen Markt übertreffen die Nutzerzahlen der beiden größten Streamingplattformen jene von Twitch: Platzhirsch DouYu hat mehr als 160 Millionen aktive Nutzer, der aktuell stark wachsende Konkurrent Huya mehr als 140 Millionen.

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Der chinesische Internet-Riese Tencent, der an beiden Plattformen größter Anteilseigner ist, hat am Montag Pläne veröffentlicht, wonach man DouYu und Huya fusionieren will. Der 10-Milliarden-Dollar-Deal soll mithilfe eines Aktientauschs über die Bühne gehen. Zum Ergebnis hätte er die wertvollste Streamingplattform der Welt, mit mehr als 300 Millionen aktiven Nutzern.

Tencent würde damit seine Vormachtstellung als Investor in Zukunftsmärkte des Online-Zeitalters festigen. Das größte Internet-Unternehmen Chinas gehört schon jetzt zu den wertvollsten der Welt, hält unter anderem Anteile an Tesla, Uber, Snapchat und Spotify.

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Groß wurde Tencent als Entwickler von WeChat, der meistgenutzten App in China. Inzwischen arbeiten mehr als die Hälfte aller Angestellten in der Forschung und Entwicklung. Dabei erwirtschaftet das Unternehmen den Großteil seiner Einnahmen durch Videospiele: Tencent investiert eifrig in Entwickler bekannter Spiele, ist Hauptanteilseigner an Epic Games (Fortnite) und dem Smartphone-Spielehersteller Supercell (Clash of Clans, Hay Day). Zudem ist es zur Gänze im Besitz von Riot Games, dem US-Entwickler des vor allem in Asien enorm populären Spiels League of Legends.

Wie lukrativ dieser Markt ist, wurde nicht zuletzt in der Krise deutlich: Die hohe Nachfrage während des weltweiten Corona-Lockdowns hat im zweiten Quartal zu einem Gewinnzuwachs von 37 Prozent auf rund 4 Milliarden Euro geführt.

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