Wirtschaft

Chaos im Signa-Poker rund um René Benko

Die Lage bei René Benkos Signa-Holding spitzt sich weiter zu. Ohne frisches Geld der Miteigentümer soll es für den Fortbestand der Gruppe schlecht aussehen. Dass die Zeit drängt, signalisieren Zahlen, die am Wochenende in deutschen Medien kursierten.

Demnach sollen sich die kurzfristigen Schulden auf zwei Mrd. Euro belaufen, 1,3 Mrd. davon sollen noch heuer bedient werden müssen. „Wie schlimm es ist, weiß man noch nicht“, sagte Hans-Peter Haselsteiner, der mit seiner Stiftung mit 15 Prozent an der Signa beteiligt ist, der Tiroler Tageszeitung.

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Die Bankschulden der Signa Prime sollen sich bis Ende 2022 auf 10,8 Milliarden Euro summiert haben. Nach hohen Verlusten im Vorjahr habe nur eine Kapitalerhöhung von 750 Millionen Euro verhindert, dass die Gesellschaft bereits 2022 zahlungsunfähig war, heißt es.

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Offiziell war noch im heurigen Frühjahr davon die Rede, dass die Lage trotz Zinswende und Ukraine-Krieg gut sei. Wie die deutsche Welt am Sonntag berichtet, soll Benko Miteigentümer aber seit Monaten um frisches Kapital gebeten haben.

Investoren drängen

Viele Investoren sind verstimmt. Einige, darunter der Unternehmensberater Roland Berger, haben bereits ihren Rückzug angekündigt. Ob sie aber ausgezahlt werden können, ist unklar.

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Licht in die Sache soll der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz bringen. Er wurde vom Tiroler Immobilieninvestor als Berater an Bord geholt, soll aber jetzt auf Wunsch der Miteigentümer die Sanierung in die Wege leiten. Benko soll ihm dazu „vorübergehend“ auch die Stimmrechte übertragen. Benko, der offiziell keine operative Funktion bei der Signa-Holding hat, sondern nur Vorsitzender des Beirats ist, sei dazu grundsätzlich bereit, sagte Haselsteiner.

Chaos

Tatsächlich gab es am Wochenende aber keinerlei Anzeichen, dass Benko zu einem Rückzug bereit ist, schreibt das Handelsblatt, das sich auf Insider beruft. „Keiner kann sich erklären, auf welcher Grundlage Haselsteiner zu dieser Einschätzung gekommen ist“, sagte ein Insider dem Handelsblatt. Es gebe keine Zustimmung, nichts liege schriftlich vor. In der Zwischenzeit folge in der Signa ein Krisentreffen nach dem anderen.

„Keiner weiß, wie es dem Unternehmen wirklich geht“, zitiert die Zeitung eine Person aus dem inneren Kreis. „Keiner weiß, wie hoch die Schulden insgesamt sind und was die Assets wirklich wert sind. Die Verhandlungen mit den Investoren dauerten über das gesamte Wochenende an. Eine Lösung müsse bis zum Wochenanfang stehen, heißt es aus Investorenkreisen.

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Denn die Gruppe braucht rasch frisches Geld, um Banken und Bauunternehmer zu beruhigen und Projekte wie den Hamburger Elbtower fertigzustellen. Er wurde wegen ausbleibender Zahlungen vom deutschen Baukonzern Lupp gestoppt, ebenso der Bau der Gänsemarktpassage in Hamburg und der Sportarena in Stuttgart.

Denkbar ist laut der Welt am Sonntag auch, dass Investoren einzelne Signa-Projekte übernehmen und finanzieren und Signa selbst nur noch als Dienstleister fungiert. Das ist etwa bereits mit dem Berliner Hochhausprojekt Beam passiert.

Transparenz-Hinweis: Die Signa Holding ist mit 24,22 Prozent indirekt am KURIER beteiligt.