Bloomberg-Affäre schlägt Wellen
Die Affäre um mangelnden Datenschutz beim US-Finanzdienstleister Bloomberg zieht weitere Kreise. Der Konzern stellt einerseits Dienstleistungen wie Kurstafeln, Statistiken, Wertpapier-Informationen und Handelssysteme zur Verfügung. Andererseits betreibt Bloomberg ein angesehenes Nachrichtennetzwerk, zu dem etwa der Sender Bloomberg TV zählt. Das Problem besteht in der Verknüpfung der beiden Schienen.
So sollen etwa vertraulichen Nutzerdaten von Bloomberg-Kunden für Bloomberg-Journalisten zugänglich gewesen sein. Notenbanken rund um den Globus leiteten bereits entsprechende Untersuchungen ein, darunter die Bank von Japan, die Währungsbehörde von Hongkong, die Europäische Zentralbank, die brasilianische Zentralbank und die US-Notenbank Fed. Auch das US-Finanzministerium schaut sich den Fall an, wie eine mit der Situation vertraute Person sagte.
Bloomberg-Chefredakteur entschuldigt sich
Den Fall ins Rollen gebracht hatte eine Beschwerde der US-Investmentbank Goldman Sachs. Anschließend hatte Bloomberg die Lücke nach eigener Auskunft umgehend geschlossen und betont, dass die wichtigen Kundendaten stets geschützt gewesen seien. Seine Kollegen hätten nur auf eine sehr begrenzte Auswahl von Nutzerdaten Zugriff gehabt, erklärte Chefredakteur Matthew Winkler. So hätten sie etwa verfolgen können, wann sich die Nutzer ein- und ausloggten und wann sie sich für allgemeine Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen interessierten. In keinem Falle habe es jedoch Zugang zu Handels-, Portfolio- oder Bildschirmdaten gegeben. Dennoch gab Winkler den eigentlich "unverzeihlichen" Fehler zu. "Das tut mir leid", schrieb er in einem Leitartikel.
Unbehagen bei Goldman Sachs
Goldman-Manager gaben allerdings zu bedenken, dass Wertpapier-Händler bereits aus vergleichsweise bescheidenen vertraulichen Informationen Profit schlagen könnten. Bei Goldman fühlten sich manche inzwischen sogar unwohl mit den Informationen, die dem Bloomberg-Vertriebsteam zur Verfügung gestellt werden, verlautete aus den Kreisen.
Weiteres Leck
Unterdessen berichtete die Financial Times von einem weiteren Datenleck bei Bloomberg. So seien Tausende von privaten Mitteilungen, die in den Jahren 2009 und 2010 über Bloomberg-Terminals geschickt wurden, offensichtlich durch ein Versehen auf eine ungesicherte Internetseite hochgeladen worden. Dabei habe es sich um geschäftliche Mitteilungen zwischen Bank-Händlern und deren Kunden gehandelt, die vertrauliche Informationen zu Preisen und Handelsaktivitäten enthielten. Die Benachrichtigungen seien später von der Seite entfernt worden.