Wirtschaft

Betrugsverdacht gegen Goldhändler – 1,9 Tonnen Gold sollen weg sein

„Liebe Kunden, Liebe Geschäftspartner, wir bedauern, Sie darüber unterrichten zu müssen, dass über die Vermögen der Gesellschaften PIM Gold GmbH und Premium Gold Deutschland GmbH durch Beschlüsse des Amtsgerichts Darmstadt der Arrest angeordnet wurde. Der Geschäftsbetrieb wurde vorerst eingestellt“, heißt es auf der Homepage der Firma PIM Gold GmbH. „Die Polizei hat für Kunden der PIM Gold GmbH ein spezielles E-Mail-Postfach unter der Adresse gold-zk20.ppsoh@polizei.hessen.de eingerichtet, worüber Sie Kontakt mit den Behörden aufnehmen können. Bitte geben Sie hierbei ausschließlich Ihren vollständigen Namen, Ihre Adresse und Ihre Vertragsnummer(n) an. Die Polizei wird Sie kontaktieren und um weitere Informationen bitten, sofern aufgrund Ihrer Angaben ein Verfahrensbezug festgestellt werden kann.“

Am 4. September haben Staatsanwaltschaft und Polizei beim Goldhändler PIM in Heusenstamm eine Razzia durchgeführt und dabei Vermögenswerte beschlagnahmt. Dem Vernehmen nach sollen aber 1,9 Tonnen Gold aus den angeblichen Beständen fehlen. Das berichtet jedenfalls auch das Handelsblatt. Der Fehlbestand hat einen wert in Höhe von rund 80 Millionen Euro. Der Geschäftsführer ist festgenommen worden, es wird gegen einen weiteren PIM-Macher und einen Anwalt ermittelt. Es besteht der Verdacht des gewerbsmäßigen Betruges. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten. Die Staatsanwaltschaft Darmstadt soll schon seit 2018 gegen die PIM-verantwortlichen ermitteln, Basis dafür dürften Angaben ehemaliger PIM-Mitarbeiter sein.

Österreich-Connection

Auch in Österreich und in der Schweiz sollen die Gold-Ansparpläne unter die Leute gebracht worden sein. So gibt ein Linzer auf einer Internetplattform an, seit 2017 für PDG PIM Gold den Verkauf und Vertrieb bzw. die Kundengewinnung aufgebaut zu haben.

Unter der Internet-Adresse https://pimgoldschneeballsystemveruntreuungmesutpazaci.wordpress.com/tag/strafanzeige/ wird über diverse Strafanzeigen gegen die PIM-Verantwortlichen berichtet. Die ersten stammen aus dem Frühjahr 2018.

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Starker Tobak

Es ist zu befürchten, dass ein weiterer großer Anlegerskandal im Entstehen begriffen ist“, schreibt Anwalt Mirco Lehr auf seiner Homepage. „Sollten sich die Vorwürfe gegen PIM Gold bestätigen, könnten auf Investoren und auf Vermittler gravierende Forderungen zukommen.“

Das Geschäftsmodell der PIM Gold GmbH war so gestrickt, dass Sparer und Anleger bei ihr Gold kaufen, das dann bei einem externen Dienstleister eingelagert wird. Dazu wurden Ansparpläne wie etwa „Kinder Gold Konto“ vertrieben. Dafür soll der Verkaufsprospekt gefehlt haben, was die deutsche Finanzaufsicht Bafin im Dezember 2018 bemängelte. Indes haben Verbraucherschützer und Finanzportale schon länger vor diesen Anlagemodellen gewarnt.

Dubioses Geschäftsmodell

Laut der Rechtsplattform Qthority soll das PIM-Geschäftsmodell aus Handel mit Gold, Goldsparplänen und Einmalanlagen bestehen. " Das Gramm beim Bonusgoldkauf Plus (BGK+) kostete letzte Woche bei PIM gut 52 Euro, während am Markt der Preis umgerechnet pro Gramm bei rund 38 Euro lag. Klar, es muss neben dem Bonusgold ja auch eine sehr vielschichtige Vertriebsstruktur finanziert werden", heißt es dort weiter. "Vermittler können vom Repräsentanten, zum Teamleiter, zum Gruppenleiter, zum Verkaufsleiter, zum Bezirksleiter, zum Vertriebsmanager, zum Vertriebsleiter und zum Direktionsleiter aufsteigen. Am Ende gibt es beispielsweise für einen Vertrag mit 10.000 Euro Einmalzahlung und 100 Euro Monatsrate eine Provision 1.800 Euro (BGK+)."