Behörden tricksen mit arbeitslosen Lehrern
Von Anita Staudacher
Die Baubranche macht es, der Tourismus macht es und die Landesschulräte machen es auch: Mangels Beschäftigung schicken sie einen Teil ihres Personals in die Saisonarbeitslosigkeit. Während es am Bau und im Tourismus die kalten Wintermonate sind, werden Lehrer in den schulfreien Monaten Juli und August beim AMS zwischengeparkt, um Kosten zu sparen.
Fast unbemerkt, aber regelmäßig steigt daher die Lehrerarbeitslosigkeit im Sommer deutlich an. Ende August waren 2900 Lehrerinnen und Lehrer als Arbeit suchend vorgemerkt, um 250 mehr als im Vorjahr.
Unter den arbeitslosen Lehrern befinden sich auch mehrere Hundert Pflichtschul-Junglehrer mit befristeten Dienstverträgen, wie das AMS dem KURIER bestätigt. Dabei handelt es sich vor allem um Verträge, die unter dem Schuljahr nur für das zweite Semester ausgestellt wurden. Diese Verträge laufen von Februar bis Ende Juni, nicht aber über die Sommerferien. Die Betroffenen müssen sich für zwei Monate arbeitslos melden, erhalten aber eine Wiedereinstellungszusage für September. Sie werden in dieser Zeit vom AMS nicht vermittelt.
Diese Sommer-Überbrückung ist im Vertragsbedienstetengesetz geregelt, wird in den einzelnen Bundesländern aber offenbar unterschiedlich gehandhabt. Während in Wien die befristeten Landeslehrer abgemeldet werden und beim AMS landen, kommt in Oberösterreich das Land für die Zwischenfinanzierung der zwei Monate auf und schickt die Lehrer nicht zum AMS. In Wien ist die Lehrerarbeitslosigkeit fast drei Mal so hoch wie etwa in Niederösterreich.
Systemfehler
Der für die Pflichtschulen zuständige Lehrergewerkschafter Paul Kimberger spricht von einem „systemischen Problem“ durch die gesetzlich vorgeschriebenen Befristungen. Junglehrer, aber auch Quereinsteiger, die in den Schuldienst einsteigen, können bis zu fünf Jahre mit befristeten Verträgen beschäftigt werden, die jeweils auf ein Semester oder Schuljahr lauten. „Wir sind nicht glücklich über diese befristeten Verträge“, so Kimberger. Dazu kommt, dass viele Junglehrer noch gar keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld haben.
Der Wiener Stadtschulrat bestätigt, dass Landeslehrer über die Sommermonate mit Wiedereinstellungszusage beim AMS gemeldet sind. Wie viele dies genau sind, darüber gibt es keine Angaben. Die betroffenen Lehrer würden aber ohnedies bereits dringend gebraucht.
Die Lage am heimischen Arbeitsmarkt hat sich im August weiter verschlechtert. Ende des Monats waren beim AMS inklusive der Schulungsteilnehmer 323.111 Personen vorgemerkt, um 11,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Es war dies der höchste Zuwachs seit zwei Jahren. Negativ zu Buche schlugen vor allem die beiden Großpleiten dayli und Alpine. Ende August waren 542 Alpine- und 1500 dayli-Beschäftigte vorgemerkt. Durch die Alpine-Folgepleiten stieg die Arbeitslosigkeit allein in der Baubranche um 20 Prozent, im Handel gab es ein Plus von 13,9 Prozent. Im Bundesländervergleich schnitt vor allem Tirol und das Industrieland Oberösterreich am schlechtesten ab.
Arbeitsminister Rudolf Hundstorfer sieht zwar bereits ein „zartes Konjunkturpflänzchen“ wachsen, eine Entspannung am Arbeitsmarkt erwartet er jedoch frühestens ab Frühjahr 2014.
50 plus
Auffällig in der Statistik ist die überdurchschnittliche Zunahme bei der Altersarbeitslosigkeit. Schon jeder vierte vorgemerkte Arbeitslose ist älter als 50 Jahre, die Zunahme war mit 22 Prozent oder 11.400 Betroffenen fast doppelt so hoch wie insgesamt. „Die Situation ist alles andere als zufriedenstellend, das liegt vor allem an der Angebotsseite“, erläutert AMS-Vorstand Herbert Buchinger. Demografiebedingt steige zwar auch die Beschäftigung in dieser Altersgruppe, aber es gäbe zu wenige offene Stellen. Arbeiterkammer und ÖGB forderten einmal mehr ein Bonus-Malus-System für ältere Arbeitnehmer.