Wirtschaft

Bausparkassen wollen heuer mehr Geld herborgen

Sparer, die gehofft hatten, dass das Leben mit Zinsen auf Koma-Niveau bald vorbei sein wird, wurden erst jüngst bitter enttäuscht. Am Donnerstag kündigte EZB-Boss Mario Draghi an, dass der Leitzins der Eurozone frühestens nächstes Jahr die Nulllinie verlassen wird. Damit bleiben die Sparzinsen im Keller. Das gilt auch fürs Bausparen sowie die staatliche Prämie dafür.

108 Euro

Je nach Zinsumfeld macht die staatliche Prämie 1,5 bis vier Prozent der Einzahlungen in den Bausparvertrag aus. Seit 2012 klebt sie am unteren Ende von 1,5 Prozent. In Euro ausgedrückt: Der Staat steuert bei Einzahlungen bis zum Maximum von 1.200 Euro im Jahr 18 Euro bei. Das macht bei einer Laufzeit von sechs Jahren 108 Euro. Das ist zwar nicht die Welt, um ähnliche Renditen zu erreichen, müsste man bei normalen Bankeinlagen allerdings viele tausend Euro mehr sparen, meint Thomas Köck, Chef der s-Bausparkasse.

Weniger Neuverträge

Mit der Prämie hat Bausparen zwar einen Vorsprung. Die vier heimischen Bausparkassen spüren trotzdem, dass sich das Verhalten der Kunden ändert. Im Vorjahr wurden gut 606.700 neue Verträge abgeschlossen – um mehr als 90.000 weniger als im Jahr davor (siehe Grafik unten). Dass sich die Bauspareinlagen relativ konstant über der Marke von 20 Milliarden Euro hielten, habe damit zu tun, dass die Kundschaft nach Ablauf der Sechs-Jahres-Frist das Geld noch liegen lasse, so Köck bei der Präsentation der Branchenentwicklung 2018.

220.000 Euro je Bausparer

Im Zinstief ist nicht davon auszugehen, dass die Kunden an diesem Verhalten etwas ändern. Bei den Finanzierungen schaut es dagegen anders aus. Die Regierung hat vor Kurzem den Deckel, bis zu dem Bauspardarlehen vergeben werden dürfen, von 180.000 auf 220.000 Euro pro Bausparkunde angehoben. Die Erhöhung war eine Reaktion auf die gestiegenen Immobilien- und Baupreise.

Köck und seine Kollegen Manfred Url von der Raiffeisen Bausparkasse sowie Susanne Riess von der Bausparkasse Wüstenrot begrüßen diese Anhebung und erwarten eine höhere Nachfrage nach Finanzierungen. Das höhere Limit für Darlehen sei „gut für die Bauwirtschaft und gut für die Konjunktur“, sagt Riess.

Digital

Von der Regierung erhofft sich die Branche eine Unterstützung in einem ganz anderen Bereich: Bausparen ist längst in die digitale Welt eingetaucht, ein Vertragsabschluss ist auch online möglich. Für den Antrag auf staatliche Förderung ist allerdings nach wie vor „die physische Unterschrift nötig“, stöhnt Köck. Er fordert hier vom Gesetzgeber Vereinfachungen ein.

Neben Bausparprämie oder Wohnbauförderungen haben sich die Bausparkassen seit 2009 auch um die Abwicklung des Sanierungsschecks gekümmert. Mit den per 1. März neu aufgelegten Sanierungsschecks samt „Raus aus dem Öl“-Bonus hat die Branche allerdings nichts mehr zu tun. Sie sind ins Internet abgewandert. Anträge können digital (http://www.sanierung19.at) eingebracht werden.

Im Unterschied zu „normalen“ Krediten gibt es für Bausparer einen Anspruch auf ein Darlehen. Die Zinsen variieren je nach Zinsumfeld und Kundenbonität. Sie seien aber mit Hypothekarkrediten durchaus vergleichbar, betont die Branche.

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