Arbeitskampf bei Wiener UniCredit-Tochter
Von Anita Staudacher
Wie rigoros die italienische Großbank UniCredit ihren Sparkurs durchzieht, bekommen gerade die Mitarbeiter der österreichischen IT-Tochter UBIS UniCredit Business Integrated Solutions Austria Gmbh zu spüren, die Mailand untersteht. Die Arbeiterkammer (AK) erhebt schwere Vorwürfe gegen die Vorgehensweise des italienischen Managements im Zusammenhang mit laufenden Arbeitsrechtsverfahren.
Mitarbeiter, die sich gegen vorenthaltene Ansprüche oder unberechtigte Kündigungen wehren, würden massiv unter Druck gesetzt. "Die Geschäftsführung lässt keine Gelegenheit aus, den Betroffenen Repressalien anzudrohen und ist nicht bereit, die Verfahren ordnungsgemäß abzuhandeln", klagt Karmen Riedl von der Rechtsschutzabteilung der AK Wien dem KURIER.
Seit 2012 viele Bank-Austria-Beschäftigte aus Kostengründen in die neue IT-Firma ausgegliedert wurden, toben Arbeitskämpfe auf mehreren Fronten. So kam es laut AK bei der Umstellung auf den billigeren IT-Kollektivvertrag zu teils falschen Einstufungen. In der Causa wurden mehr als 30 Klagen eingebracht, allein die AK Wien vertritt 15 Arbeitnehmer vor Gericht.
Betriebsrat entlassen
Im Zuge der Rechtsstreitereien schreckten die Italiener auch nicht davor zurück, einen Betriebsrat zu entlassen. Dieser hatte Gehaltslisten von betroffenen Arbeitnehmern der AK für das Rechtsverfahren weitergereicht. Die Firma sah darin einen Geheimnisverrat und brachte eine Klage gegen den Betriebsrat ein.
Der Rechtsstreit ging bis zum obersten Gerichtshof. Dieser entschied jetzt zugunsten des Betriebsrates und hob die Entlassung auf. Der Betriebsrat habe im Rahmen seines Mandats gehandelt. Das UBIS-Management wollte sich auf Anfrage nicht zu den laufenden Verfahren äußern. Der Personalstand des IT-Dienstleisters der Bank Austria sank inzwischen von 2500 auf 1700 Mitarbeiter.
„Bremsen und Gas geben“, lautet die Taktik, mit der Bank-Austria-Chef Willibald Cernko die Bank steuert. Die Bremse: 130 Millionen Euro schwer ist das Einsparungsprogramm, das seit Herbst 2013 läuft. Die Hälfte davon entfällt auf das Einsparen von Personal. Gas gibt die Bank Austria beim Investieren: 110 Millionen fließen in die IT und in die Modernisierung. „Die Bank der Zukunft ist ohne Menschen unvorstellbar“, sagt Cernko. In etlichen Bereichen wird es aber wohl weitere Personalreduktionen geben (siehe auch Beitrag oben). Ob zwischen dem Kunden und dem Berater eine Tischplatte oder 100 Kilometer Glasfaserkabel seien – „wo ist da der Unterschied?“, fragt Cernko.
Ukraine-Verkauf
Mit den Ergebnissen des ersten Halbjahres (siehe Grafik) ist der Bank-Chef „durchaus zufrieden“. Der Nettogewinn lag bei 489 Millionen Euro. 202 Millionen Euro an Belastungen durch die Ukraine-Tochter wurden als „Sondereffekt“ verbucht. Cernko begründete dies damit, dass die Ukraine-Tochter zum Verkauf gestellt wurde. Er sei guter Dinge, den Verkauf in den nächsten Monaten abschließen zu können. Besser als erwartet laufe es für die Bank Austria in Russland, in der Türkei gebe es signifikante Steigerungen.
Offen ist, welche Einsparungen die Mailänder Mutter UniCredit der Tochter noch vorgeben wird. Mit März läuft der sogenannte „Bank der Regionen“-Vertrag ab, der die Bank Austria zur Osteuropa-Zentrale des Konzerns gemacht hat, aus. Ein neuer Mehrjahres-Plan wird gerade erarbeitet. Laut UniCredit-Konzernchef Federico Ghizzoni soll dieser Plan im November auf dem Tisch liegen. Offen ist, wie sehr die Bank Austria dann weiter auf dem Bremspedal stehen muss.