Wirtschaft

Gespräche zwischen Gewerkschaft und Dogudan

In die Affäre rund um die mutmaßliche Nichteinhaltung von Arbeits- und Ruhezeiten beim Bahn-Caterer Henry am Zug kommt Bewegung. Bereits nach den einschlägigen Berichten des KURIER Mitte März hat Do & Co-Konzern-Chef Attila Dogudan sogleich Kontakt mit der Gewerkschaft vida aufgenommen. Es wurde ein Gesprächstermin für 8. April vereinbart. Das bestätigte Berend Tusch, Vorsitzender des Fachbereichs Tourismus (Hotel und Gastronomie) in der Gewerkschaft vida dem KURIER. Die Gewerkschaft erwartet sehr konstruktive Gespräche.

"Er hat mich kontaktiert, ob wir einmal reden können. Wir warten den Termin am 8. April jetzt ab. Das wird nur ein erstes Kennenlernen sein", bestätigt Tusch im Gespräch mit dem KURIER. "Wir reden aber nicht über einen Betriebskollektivvertrag für Henry am Zug, dazu muss die Wirtschaftskammer Gespräche mit der Gewerkschaft aufnehmen." Nachsatz: "Die Anliegen von Herr Dogudan muss die Wirtschaftskammer vertreten, das können wir ihm nicht abnehmen."

Zugleich hat Dogudan im Gespräch mit dem KURIER angekündigt, dass er auch mit der Finanzpolizei Kontakt aufnehmen werde. Dem Vernehmen nach soll sich die Finanzpolizei im Zusammenhang mit der Beschäftigung von ungarischen Mitarbeitern bei Henry am Zug mit dem Unternehmen eingehend befassen. Auch für die ungarischen Mitarbeiter sollen eigentlich der österreichische und nicht der ungarische Kollektivvertrag gelten, lautet die Ansicht der Gewerkschaft. Insgesamt beschäftigt Henry am Zug laut Dogudan 600 Mitarbeiter.

Vergangene Woche zeigte das Arbeitsinspektorat Do & Co wegen mehrerer Arbeit- und Ruhezeitverletzungen an. Zuletzt hatte Dogudan offen gelassen, ob er seinen mit Jahresanfang 2017 auslaufenden Cateringvertrag mit den ÖBB verlängert.

Harte Fronten

Bisher habe der bekannte Gastronom jedenfalls weder die Wirtschaftskammer noch die vida bezüglich eines Kollektivvertrages (KV) kontaktiert. Dogudan hatte sich in Interviews beschwert, dass die vom Arbeitsinspektorat angezeigten Arbeitszeitübertretungen das Resultat einer untauglichen Arbeitszeitregelung seien. Kritiker hingegen meinen, dass Do & Co die Ausschreibung des ÖBB-Cateringvertrages dadurch gewonnen hat, dass er zu Preisen angeboten hatte, die mit den regulären arbeitsrechtlichen Bedingungen nicht zu halten gewesen wären.

Ein Zugbegleiter bekommt laut Homepage von Henry am Zug 1400 Euro brutto im Monat für 40 Stunden die Woche. Die Entlohnung erfolgt nach dem Kollektivvertrag für Arbeiter im Gastgewerbe. Die ungarischen Zugbegleiter erhalten laut vida im Schnitt 500 Euro im Monat.

ÖBB: "Zuverlässiger Partner"

Die ÖBB sehen jedenfalls keinen Handlungsbedarf. "Wir haben in den vergangenen Jahren gut mit Do & Co zusammengearbeitet und schätzen das Unternehmen und Attila Dogudan als zuverlässigen Partner, der mit hoher Qualität und seiner langjährigen Erfahrung wesentlich zur Verbesserung des Cateringangebotes in unseren Zügen beigetragen hat", sagt Bahnsprecherin Sonja Horner zur APA. Unabhängig davor werde durch das Auslaufen des derzeitigen Vertragsverhältnisses mit Anfang 2017 bereits ein neuer Vergabeprozess gestartet.

Henry am Zug in Zahlen

Der Do-&-Co-Konzern setzt laut Dogudan mit 11.000 Mitarbeitern rund eine Milliarde Euro um. Da fällt der Umsatz von Henry am Zug nicht wirklich ins Gewicht. Im Geschäftsjahr 2014/2015 (Stichtag: 31. März) erzielte der Caterer-Bahn laut Creditreform einen Umsatz in Höhe von 33,9 Millionen Euro, das ist ein Plus von drei Millionen Euro zum Vergleichszeitraum 2013/14. Rund 14,8 Millionen verwendete Henry am Zug für den Personalaufwand und sonstige Sozialaufwendungen. Unterm Strich blieb ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) in Höhe von 161.500 Euro bzw. ein Jahresgewinn in Höhe von 160.700 Euro. Im Geschäftsjahr 2013/14 betrug das EGT minus 487.400 Euro. Aber die Verbindlichkeiten sanken im Geschäftsjahr 2014/15 massiv auf 4,03 Millionen Euro. Im Geschäftsjahr davor betrugen sie noch 8,72 Millionen Euro.