Wirtschaft

Autobauer fahren auf USA ab

Die Kluft auf den weltweiten Automärkten wird tiefer. Während die Verkäufe im von der Schuldenkrise geschüttelten Europa im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit Anfang der 1990-er Jahre zurückgingen, gaben die Konsumenten in den USA kräftig Gas. Und bescherten den Autobauern mit einem Verkaufsplus von neun Prozent allein im Dezember im Gesamtjahr ein sattes Plus von 13 Prozent auf insgesamt 14,49 Millionen Fahrzeuge. Das ist der höchste Wert seit dem Jahr 2007.

Einer der Gründe für den boomenden US-Automarkt ist das bessere wirtschaftliche Klima in den USA, in dem die Konsumenten eher bereit sind, ein neues Auto anzuschaffen. Außerdem sind viele Fahrzeuge in den USA laut dem Fachmagazin Automotive News total veraltet und müssen ersetzt werden.

Vorfahrt

Der florierende US-Markt ist für die auf ihren Heimmärkten nicht eben verwöhnten europäischen Pkw-Hersteller ein Segen. Vor allem die deutschen Autobauer konnten ihre Verkaufszahlen deutlich steigern. Am besten schnitt der Volkswagenkonzern ab, der bei den Marken VW, Audi und Porsche deutlich zweistellige Verkaufssteigerungen einfuhr. Die Marke VW schaffte mit einem Plus von 35 Prozent (siehe Grafik) das beste Ergebnis seit fast vier Jahrzehnten. Seit 2009 wurden die Auslieferungen damit verdoppelt. Und will heuer weiter auf der Überholspur fahren. Zwar werde man – so VW-USA-Chef Jonathan Browning – das rasante Tempo des Jahres 2012 nicht halten können, VW werde aber neuerlich schneller wachsen als die Konkurrenz.

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Auch die anderen deutschen Hersteller und die japanischen Autobauer konnten ihre Verkäufe in den USA zum Teil zweistellig steigern. Die großen amerikanischen Hersteller schnitten unterschiedlich gut ab: Eine kräftige Steigerung um 21 Prozent schaffte nur Chrysler, Ford und die Opel-Mutter General Motors mussten sich mit 5 bzw. 4 Prozent Plus zufrieden geben.

Rückwärtsgang

In Europa dagegen fahren die Autobauer weiterhin im Rückwärtsgang. Einschließlich November – Zahlen für das Gesamtjahr liegen noch nicht vor – wurden mit 11,3 Millionen Autos um 7,6 Prozent weniger verkauft als im Jahr 2011. Wobei der Rückgang etwa in Österreich auf rund 337.000 Neuwagen relativ gering ausfallen dürfte. Auch Deutschland kommt mit minus 2 Prozent relativ glimpflich davon.

Massive Verkaufsrückgänge dagegen gab es in Frankreich mit rund 13 Prozent, in Spanien und Italien wurden um 16 bzw. 21 weniger Autos verkauft, in Griechenland gar um etwa 40 Prozent weniger.

Die Krise in Europa bedeutet auch eine Krise für jene Autobauer, die auf die südeuropäischen Märkte konzentriert sind: Die französischen Hersteller PSA (Citroën, Peugeot) und Renault fahren Verluste ein.

Der Rückwärtsgang bei der Nachfrage nach neuen Autos in Europa, aber auch der schier ungebremste Wunsch der Chinesen nach einem fahrbaren Untersatz krempeln die Autowelt gehörig um. Im Jahr 2013 wird China – sind Branchen-Experten überzeugt – Europa bei der Autoproduktion überholen. Nach Analysten-Schätzungen werden heuer im Reich der Mitte rund 19,6 Millionen Fahrzeuge vom Band rollen. Im unter der Schuldenkrise leidenden Europa dagegen werden es nur noch 18,3 Millionen Pkw sein. 2012 brachte es China auf 18,4 Millionen Fahrzeuge, EuropaRussland eingeschlossen – fertigte in diesem Jahr noch 18,9 Millionen.

Überkapazitäten

Die Entwicklung ist auch eine Folge von Überkapazitäten, die in Europa aufgebaut wurden. So haben Massenhersteller wie Opel, Ford oder Peugeot bereits die Schließung von Werken in Europa angekündigt.

Chinas Produktion dagegen ist – Hand in Hand mit der steigenden Nachfrage – stetig gewachsen. Seit 2000 hat sich die Fertigung mehr als verzehnfacht. Mittlerweile wird bereits jedes vierte Auto weltweit in China hergestellt.

Aus Europa kommt dagegegen nur noch etwa jedes fünfte Auto. In den 1970er Jahren war es noch fast jedes zweite gewesen. Der Rückstand auf China dürfte in den nächsten Jahren weiter wachsen. Denn während die Absatzzahlen dort weiter kräftig steigen, werden in Europa 2013 weitere Verkaufsrückgänge erwartet.