Austrian Airlines: Bis Mittag wird noch gestreikt
Nach hunderten Ausfällen am ersten Tag des AUA-Streiks im KV-Streit beim fliegenden Personal bricht am Karfreitag der zweite Streiktag an.
Wieder fallen Flüge von tausenden Passagieren aus. Doch ein Ende ist mit 12:00 Uhr mittags in Sicht. Vorerst, denn der Streit schwelt bisher weiter und die Belegschaft plant für Donnerstag, 4. April, schon wieder eine Betriebsversammlung, die zu neuen Ausfällen führen könnte.
Das Unternehmen zeigte bisher kein Ansinnen, der gewerkschaftlichen Forderung nach einem besseren Angebot entgegenkommen. Im Gegenteil: AUA-Chefin Annette Mann brachte ins Spiel, dass der Lufthansa-Konzern, dem Austrian angehört, Wien künftig mit günstigeren Airlines bedienen könnte, wenn die Belegschaft ihre Forderungen nicht zurückschraube.
"Das ist heute kein schöner Tag für die AUA"
Nur wenige Minuten trat die Austrian-Airlines-Chefin am Donnerstag vor die Medien. Hinter ihr eine Leinwand mit dem symbolträchtigen Bild einer abhebenden AUA-Maschine. Fragen der Journalisten beantwortete die Deutsche nicht. Mit dem Bild der rot-weiß-roten Flugzeugs im Hintergrund war ihre Message dennoch klar: „Das ist heute kein schöner Tag für die AUA“, kommentierte sie den um Mitternacht gestarteten 36-stündigen Streik des Bodenpersonals.
Die Vorständin der Fluglinie entschuldigte sich nicht nur bei den Steuerzahlern, deren Gelder dem Unternehmen während Corona das Überleben gesichert und Tausende Jobs gerettet hätten, sondern auch bei 50.000 vom Streik betroffenen Fluggästen. „Wir haben uns bemüht, die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.“
Aufgrund der 400 gestrichenen Flüge am Gründonnerstag und Karfreitag dürften die Leitungen der Fluglinie derzeit glühen. Mann sprach von einem 20-fach gestiegenen Anrufvolumen und damit verbundenen langen Wartezeiten. Die meisten Passagiere dürften so zumindest rechtzeitig von ihrem Flugausfall erfahren haben. Der Andrang vor dem AUA-Infoschalter hielt sich am Donnerstag nämlich trotz der Umstände in Grenzen.
„Meine Maschine nach Tirana musste gestern wetterbedingt umkehren. Als wir nach Mitternacht zurückkamen (der Streik begann um 0.00 Uhr, Anm.), war die Hölle los“, erzählte Urlauber Moritz, der nach einer Nacht im Flughafenhotel umgebucht wurde. „Mein Urlaub ist ein paar Tage kürzer, aber was bringt es, sich zu ärgern.“
Keine Einigung in Sicht
Ärgern könnte sich nächste Woche allerdings das AUA-Management. Für Donnerstag hat der Betriebsrat wieder eine Betriebsversammlung angekündigt. „Diese neuerliche Betriebsstörung wird das Unternehmen fünf bis zehn Millionen Euro kosten“, erklärte eine Sprecherin. Die genaue Summe könne man insofern nicht sagen, dass kein Endzeitpunkt genannt wurde und ein anschließender Warnstreik denkbar sei. Bisher entstand der AUA in diesem Jahr durch Streiks und Betriebsversammlungen ein Schaden von 24 Millionen Euro.
Dass die aktuelle Situation dem Unternehmen nicht nur finanziell schadet, sondern auch dessen Image, zeigt das Beispiel des am Donnerstag ebenfalls am AUA-Schalter wartenden Familienvaters Daniel: „Wir wollten mit unsere Tochter zu Mittag nach Valencia fliegen. Der Ersatzflug würde erst um Mitternacht über Frankfurt gehen.“ Mit Kind wollten sie diese Strapazen nicht auf sich nehmen, weshalb sie den Urlaub stornierten: „Für die Kleine wäre es der erste Flug gewesen, natürlich finden wir das schade.“
Flotte
Die Austrian Airlines verfügen über neun Langstreckenflugzeuge (Boeing 767 & 777) sowie 57 Kurz- und Mittelstreckenflieger (Airbus A320 Family und Embraer 195). Eine zusätzliche Boeing 787-9 Dreamliner soll bis zum Sommer in Betrieb gehen
Personal
Insgesamt sind bei der AUA knapp 6.000 Menschen beschäftigt, 3.500 davon zählen zum Flugpersonal
220 Flüge pro Tag
werden damit bestritten – wenn nicht gestreikt wird
Derartige Unannehmlichkeiten sollen laut AUA kommende Woche vermieden werden. Man sei mit den Crews in Austausch, um zu eruieren, wer nicht an der Betriebsversammlung teilnehmen wolle. Dem Vernehmen nach gibt es Mitarbeiter, die dazu bereit wären, um den Betrieb soweit wie möglich aufrechtzuerhalten.
Neue Verhandlungen sind bis dahin offenbar nicht geplant. „Wir haben uns ein Gesprächsangebot erwartet“, sagte Vida-Chefgewerkschafter Roman Hebenstreit nach Streikbeginn. Die Gewerkschaft habe in den vergangenen Tagen „beide Hände ausgestreckt“ und Alternativen für eine Einigung vorgeschlagen. Die Arbeitnehmer wollen eine Anpassung der Löhne an jene des Mutterkonzerns Lufthansa und fordern ein Plus von 30 bis 40 Prozent.
Airline-Chefin Mann dazu: „Wir werden uns unsere AUA nach der harten Aufbauarbeit der letzten Jahre durch unrealistische Forderungen nicht kaputtmachen lassen.“ Intern zu Irritationen dürfte zudem geführt haben, dass der Streikbeginn mit der Auszahlung der Erfolgsboni an die Mitarbeiter zusammenfällt. Insgesamt schüttet die Fluglinie wie berichtet heuer 30 Millionen Euro an die Beschäftigten aus.