Wirtschaft

Ex-Mitarbeiter wollen AUA klagen

Der Betriebsübergang der Austrian Airlines (AUA) auf die Tochter Tyrolean im vergangenen Jahr könnte das Unternehmen noch teuer zu stehen kommen. Mehr als 200 ehemalige AUA-Piloten und Flugbegleiter sind nach ihrem Abgang einerseits der Ansicht, dass Abfertigungen falsch berechnet wurden, andererseits hätten auch Ansprüche aus der AUA-Firmenpension ausbezahlt werden müssen. Damit nicht jeder der 200 Betroffenen klagen muss, will Anwalt Roland Gerlach im kommenden Februar zwischen 15 und 20 Musterklagen beim Arbeits- und Sozialgericht einbringen, sagte er dem Standard.

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60 Millionen Euro musste die AUA für Abfertigungen in die Hand nehmen, als 117 Piloten und rund 220 Flugbegleiter den Betriebsübergang auf die Regionaltochter Tyrolean am 1. Juli 2012 nicht mitmachen wollten und der AUA den Rücken kehrten. Durch die Kündigung des Kollektivvertrags seien Sparzusagen der Belegschaft aus dem Jahr 2010 hinfällig geworden, argumentiert Gerlach. Die Abfertigungen hätten somit um fünf Prozent höher ausfallen müssen. Bekommen die ehemaligen Mitarbeiter Recht, müsste die AUA drei Millionen Euro nachzahlen.

Firmenpension

Der zweite Klagspunkt betrifft Firmenpensionen. AUA-Mitarbeitern wurden hohe Pensionen in Aussicht gestellt – Piloten konnten bis 60 Prozent des Letztgehalts bekommen. Laut Anwalt Gerlach hätte der "wirtschaftliche Wert" zum Stichtag 30. Juni 2012 ausbezahlt werden müssen. Dieser sei deutlich höher als das in den Pensionskassen liegende Kapital. In Summe geht es laut Gerlach für die ausgeschiedenen Mitarbeiter um mindestens 50 Mio. Euro. Für die noch aktiven Mitarbeiter hat der Betriebsrat bereits im vergangenen Jahr Klagen gegen das neue Pensionsmodell eingebracht. Die gesamten Kosten würden daher wahrscheinlich bei "weit über 100 Millionen" liegen, erwartet Gerlach.

Die AUA ist sich in der Causa keiner Schuld bewusst: "Wir sind überzeugt, dass wir juristisch korrekt gehandelt haben", sagte Sprecher Peter Thier der Zeitung. Man habe "hohe Abfertigungsangebote" gemacht und die im Unternehmen verbliebenen Mitarbeiter in ein beitragsorientiertes Pensionssystem überführt, wie es auch der Gewerkschaftsbund geschaffen habe. "Die AUA war gezwungen zu handeln, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern."

Flughafen Wien AG: Die Mandate aller zehn Kapitalvertreter laufen mit der Hauptversammlung am 30. April 2013 aus. Laut Satzung dürfen jene Aufsichtsräte, die den 70er überschritten haben, nicht mehr verlängert werden.

Als da wären: Der Immobilienexperte Alfons Metzger, 71, und Franz Lauer, 73, Ex-General der Wiener Städtischen. Beide Manager, SP, sitzen auf einem Ticket der Stadt Wien. Ebenfalls über der Altersschwelle ist der von NÖ bestellte Claus Raidl, VP. Er wird sich heuer auch aus dem Aufsichtsrat des Ziegelkonzerns Wienerberger verabschieden. Als Präsident des Generalrates der Nationalbank dürfte Raidl, oft schonungsloser Kritiker der eigenen Partei, vermutlich verlängert werden. Wiewohl er bereits mehrfach gelassen kolportierte, „kein postengeiler Pensionist“ zu sein.

Der Verleger Hans-Jörg Manstein ist zwar erst 68, wird aber trotzdem als Flughafen-Aufsichtsrat abtreten: „Das Gremium ist ohnehin überaltert. In den Aufsichtsrat gehören junge Leute“, will Manstein Platz für jüngere Kollegen machen. Entsprechend dem Vorstand, der mit Günther Ofner und Julian Jäger bereits deutlich verjüngt wurde.

Noch offen ist, ob der fünfte ältere Herr in der Runde, Ex-EVN-Chef Burkhard Hofer, 68, eine weitere Funktionsperiode absolvieren wird.

Die restlichen Kapitalvertreter dürften allesamt wiederbestellt werden. Auch Ex-OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer, SP, Delegierter der Mitarbeiterstiftung, die zehn Prozent am Flughafen hält. Von den fünf Belegschaftsvertretern wird wohl Dieter Rozboril ausscheiden, der nach einem Machtwechsel im Arbeiterbetriebsrat von rot auf schwarz und blau als FSG-Chef zurücktrat.

Über die Nachfolger haben sich die beiden Flughafen-Hauptaktionäre Wien und Niederösterreich noch keine konkreten Gedanken gemacht. Sowohl Erwin Pröll, VP,als auch Michael Häupl, SP, haben nach dem Auffliegen des Skylink-Desasters im KURIER angekündigt, ihren Syndikatsvertrag neu zu formulieren. Dieser ermöglicht den beiden Ländern direkten politischen Einfluss auf die Bestellung von Vorstand und Aufsichtsräten. Bis heute hat man allerdings nichts mehr von einer Entpolitisierung des Vertragswerkes gehört. Politbesetzungen alten Stils werden Häupl und Pröll wohl trotzdem nicht mehr wagen. Bleibt zu hoffen, dass die 2011 begonnene Professionalisierung fortgesetzt wird. Ambitionen werden übrigens Anlegerschützer Wilhelm Rasinger nachgesagt. Überlegt wird auch eine Verkleinerung von zehn auf acht Kapitalmandate.