"Uns fällt immer ein Schmarrn ein"
Von Anna Gasteiger
Die vierte Staffel beginnt am 17.5. mit der Folge "Fleischeslust" (ATV, 20.15 Uhr), in der die beiden schrägen Bayern-Bullen im Kühlraum eines Lasters eine Leiche entdecken. In "Schlaflos in Wolfratshausen" (21.15 Uhr) untersuchen sie einen tödlichen Unfall. Im Interview sprechen "Hubert" Christian Tramitz und "Staller" Helmfried von Lüttichau über die Serie, ihre Figuren, bayerischen Dialekt und den "Bullen von Tölz".
KURIER: Sie haben die Figuren vor Jahren für "Tramitz and friends" entwickelt und dann ausgebaut. Ist dieser Prozess abgeschlossen oder entsteht immer noch etwas Neues?
Lüttichau: Ich glaube, es entsteht immer noch was. Wir versuchen immer wieder neue Ideen zu haben. Das Tolle ist, dass wir nicht krampfhaft überlegen müssen, was können wir noch, sondern uns fällt immer noch irgendein Schmarrn ein.
Die Serie lebt sehr stark von Ihnen; ich nehme an, Sie haben gewisse Freiräume…
Tramitz: Das stimmt. Sie lassen uns. Und das kann man ihnen – sprich: dem Sender und den Produzenten – nicht hoch genug anrechnen: dass sie uns gelassen haben, von Anfang an. Die Sache hätte sicher anders ausgeschaut, wenn die Quoten nicht gestimmt hätten.
Ottfried Fischer hat kürzlich gegenüber dem "Standard" gesagt, dass er "Hubert und Staller" für die legitimen Nachfolge des "Bullen von Tölz" hält. Ein Kompliment, das Sie freut?
Tramitz: Ein Riesenkompliment. Weil mit dem "Bullen von Tölz" wurde der so genannte Heimatkrimi salonfähig. Den gab es vorher nicht. Bei euch in Österreich schon, bei "Trautmann" zum Beispiel. Aber die Deutschen waren immer sehr piefkinesisch und sehr theaterlastig.
Sie haben gerade das Wort piefkinesisch verwendet – hatten Sie mit dieser süddeutschen Serie jemals Probleme im gesamten deutschen Senderaum?
Lüttichau: Uns wurde am Anfang gesagt, dass man vielleicht gewisse Ausdrücke nicht verwenden soll, aber eigentlich haben wir uns nie daran gehalten.
Tramitz: Man scheint den Zusammenhang zu begreifen, auch wenn man nicht jedes Wort versteht. Das Schlimmste wäre ja, so ein Fernseh-Bayrisch zu sprechen. Da haben wir uns von Anfang an geweigert. Entweder man hat den Dialekt oder man hat ihn nicht. Und so ein bissl Dialekt geht nicht. Wir wollten nicht "tümeln": Wos is denn do, do steht die Resi mit da Bratpfonne … Das, was man gemeinhin mit Bayern verbindet, wollten wir brechen, und zwei Polizisten schaffen, die ein bisschen Avantgarde, ein bisschen schräg sind.
Wir haben über den "Bullen von Tölz" gesprochen, es gibt auch andere erfolgreich Bayern-Krimis. Warum ist dieses Gegend so gut geeignet für Mord und Totschlag?
Tramitz: Die Leute schauen halt gern schöne Landschaften an, egal, wer vor diesen Bergen agiert.
Lüttichau: Die Leute schauen auch gern Krimis an. Vielleicht ist Mord besonders interessant, wenn er einen Gegensatz bildet zu schöner Landschaft. Bei Mord in der Abbruchsiedlung wären wir beim "Tatort", der ja auch immer damit gepunktet hat, dass er politisch ist. Das sind wir nicht in dem Sinne.
In Deutschland läuft ihre Serie am Vorabend, in Österreich sind Sie jetzt um 20.15 Uhr "Tatort"-Konkurrenz.
Lüttichau: Wahnsinn, das freut uns sehr. Überhaupt freut uns der Erfolg in Österreich sehr. Ich merke das, wenn ich in Österreich bin, wie viele Leute die Serie kennen und anschauen und einen mit lachendem Gesicht Komplimente machen. Das ist wirklich sehr schön.