Thomas Gottschalk: Aus dem Leben eines Clowns
Wie seicht darf ein Witz sein? Wie oft darf man seinen weiblichen Showgästen die Hand aufs Knie legen, bevor einen die Political-Correctness-Polizei abführt? Und wie lange dauert es, bis einem bunt gescheckte Anzüge vom Sturm des Zeitgeistes zerfetzt werden?
Thomas Gottschalk kennt die Antwort. Er blickt dennoch sehr milde auf die Medienwelt, die ihn zum Star gemacht hat, und in der er irgendwann seinen sicheren Platz verlor. In seiner Autobiografie "Herbstblond" gesteht der Mann, der mit "Wetten, dass..?" zum wohl größten TV-Star des deutschsprachigen Raumes wurde, dass er im Alter immer schwerer Anschluss an die TV-Welt findet.
Bilder: Ein Leben vor der Kamera
Im Swinging London
Spätestens damals dürfte er keine Angst mehr davor gehabt haben, mit allzu bunten Kreationen aufzufallen. Die Karriere des Entertainers verlief in vielen Windungen durch mehrere Sender: Von der ARD wechselte er zum ZDF, von dort zu RTL und wieder zurück. Auch bei Sat.1 dockte Gottschalk an.
Die wichtigste Rolle seines Lebens war jedoch die des Moderators der letzten großen Samstagabendshow, von der er selbst schreibt: "Ohne ,Wetten, dass..?‘, wäre ich heute nicht, was ich bin."
Seinen ersten Auftritt in der von Frank Elstner erfundenen und moderierten Show hatte er als Präsentator einer Außenwette, wo er mit rotzfrechem Witz auffiel und nach dem Abschied von Elstner ganz übernahm.
Gottschalk beschreibt in dem Buch seine Sicht über Aufstieg und Schwierigkeiten des Samstagabend-Tankers, der schließlich unter seinem Nachfolger Markus Lanz endgültig manövrierunfähig wurde.
Der Tiefpunkt für Gottschalk ist bekannt: 2010 stürzte Wettkandidat Samuel Koch vor laufenden Kameras schwer; heute sitzt er im Rollstuhl. Gottschalk fasste einen Entschluss: "Die Tür zum Ausstieg hatte sich plötzlich geöffnet, auf die unglücklichste Art und Weise, die ich mir vorstellen konnte. Ich entschloss mich, sie zu durchschreiten."