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"Der ORF ist nicht die AUA"

160 Millionen hat der ORF in den letzten vier Jahr als Ersatz für Gebührenbefreiungen vom Bund bekommen. Damit ist wegen des Budgetsparkurses vorerst Schluss.

KURIER: Herr Direktor, sehen Sie noch eine Chance, dass der ORF die Gebührenrefundierung bekommt?
Richard Grasl:
In der Sache ja, im Zeitplan realistischerweise erst nach der Nationalratswahl im Herbst. Aber ich hoffe sehr, dass dann die ausreichende Finanzierung des ORF sichergestellt wird. Wir haben dazu in den letzten Wochen viele positive Signale aus allen Bereichen und Parteien erhalten. Klar ist, dass wir auch im Fall einer Refundierung weiter hart sparen müssen.

Ohne Refundierung kommt der sogenannte Plan B, der harte Einschnitte bringen soll.
Wir werden unser Leistungsangebot überprüfen und uns fragen müssen, mit welchem Angebot wir bei den Sehern und Hörern punkten können.

Und das wäre?
Sie können jetzt schon auf vielen verschiedenen Plattformen US-Filme und -Serien konsumieren und das werden noch viel mehr werden. Was aber jedenfalls nur der ORF leisten kann, sind österreichische Filme und Serien; das sind österreichische Dokus, Information und, natürlich, regionale Berichterstattung. Auf die müssen wir setzen. Und dorthin müssen wir das Geld lenken.

Und was soll gekürzt werden?
Das werden wir im Juni dem Stiftungsrat vorschlagen. Aber es gibt Punkte, wo man überlegen muss, wie es weitergehen soll. Das Spektrum reicht vom Radio Symphonieorchester bis zur Formel 1 nach 2016. Es gibt gute Gründe, das zu haben, aber wenn die finanzielle Ausstattung nicht passt, müssen Prioritäten gesetzt werden.

Die Formel 1 kostet, heißt es, einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag ...
Dazu will ich nichts sagen. Aber um diese Summe kann man eine Menge in österreichischen Content investieren. Der zieht beim Publikum. Die jüngste Ausstrahlung von „Muttertag“ am späten Abend hatte über 20 Prozent Marktanteil und das in der elften Spielung, die „Cop-Stories“ haben bei den Jungen hervorragend gepunktet.

Wird beim Personal gespart?
Es müssen alle ihren Beitrag leisten, aber es stört mich schon sehr, wenn immer noch behauptet wird, der ORF habe zu viel Personal. Dass wir 600 Mitarbeiter abgebaut haben, aber die Anforderungen gestiegen sind, wird dabei ignoriert. Wir werden aber nicht umhin kommen, neue Wege zu denken und einzuschlagen. Dazu zähle ich etwa einen neuen, günstigeren Kollektivvertrag. Auch neue Servicegesellschaften, die bestimmte Dienste für den ORF günstiger erledigen, als er es selbst kann. Ich denke hier etwa an Technik und Verwaltung.

Die AUA hat eine Umstrukturierung radikal umgesetzt. Da wurden Mitarbeiter von der teuren in die billige Gesellschaft geschoben.
Der ORF ist nicht die AUA. Es muss aber schlicht das Ziel sein, dass der ORF möglichst viel Geld für möglichst viel gutes Programm hat.