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Opernball verlor das Rennen um die Quote

Der ORF hat am Donnerstagabend auf beiden Hauptkanälen ein regelrechtes Feuerwerk abgebrannt. Und hatte kaum Fehlzündungen: Auf ORFeins lief die "Metzger"-Verfilmung mit Robert Palfrader, danach raste Anna Fenninger zur Goldmedaille, während auf ORF2 parallel eines der jährlichen Quotenzugpferde, der Opernball lief. Der alljährliche Star musste aber Federn lassen.

Marktanteile verloren

Die Eröffnung des Balls verfolgten heuer 1,047 Millionen Seher bei einem Marktanteil von 36 Prozent. Eine respektable Quote, allerdings dem großen Makel, dass damit auf die Übertragung im Vorjahr mehr als 262.000 Seher fehlen. Sieht man sich zudem die aussagekräftigeren Marktanteile an, zeigt sich, dass der Opernball heuer sogar deutlich schlechter lag: Hatte die Eröffnung im Vorjahr noch 52 Prozent der Fernsehzuseher angelockt, waren es heuer nur mehr rund 36 Prozent. Die Ursache für den Rückgang: Eine Bestzeit auf ORFeins. Der Riesentorlauf mit der siegreichen Anna Fenninger zog bisweilen 49 Prozent der Seher an und war für die TV-Konkurrenz nicht mehr einzuholen. Die größte Reichweite erzielte der 2. Riesentorlauf-Durchgang ab 22.15 Uhr mit einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von 1,39 Millionen.

Bemerkenswert gut bewährte sich angesichts der Sendungen auf ORF2 der Fernsehfilm "Der Metzger und der Tote", den der ORF zeitgleich mit der ARD ausstrahlte: 885.000 Seher und ein Marktanteil von 30 Prozent wurden erreicht. In Deutschland erzielte der "Metzger" nur 11,9 Prozent Marktanteil.

Gesamtsieger ORF

Opernball hin, Goldmedaille her: Unterm Strich heißt der Sieger ORF. Der Öffentlich-Rechtliche freut sich einen Tagesmarktanteil, der zuletzt im Jahr 2008 höher lag (und das am Tag einer Nationalratswahl): 51,7 Prozent betrug der Tagesmarktanteil am Donnerstag. Üblicherweise bewegen sich ORFeins und ORF2 bei rund 35 Prozent Tagesmarktanteil. Von 22.00 bis 0.30 Uhr waren es sogar 72,2 Prozent – der Höchstwert seit 2005.

Wenn man C-Prominenz und uninspirierte Politiker reden hören möchte, schaltet man üblicherweise auf einen Privatsender oder schaut Nachrichten. Ein Mal im Jahr kriegt man am Opernball beides.

Heuer durften dort einmal mehr Alfons Haider und Mirjam Weichselbraun auf dem roten Teppich ein bisschen Lebenszeit der Zuschauer damit verschwenden, dass sie leidlich bekannten Ballbesuchern belanglosen Small Talk aus der Nase zogen. Wenn sie ihre Interviewpartner mit Küsschen in die Oper verabschiedeten, freute man sich als Zuschauer: Zumindest die Moderatoren hatten also eine Ahnung, mit wem sie gerade geredet hatten.

Wie mikroskopisch klein einer der wichtigsten gesellschaftlichen Events der Republik sein kann, zeigte ein Interview mit dem Staatsoberhaupt auf die ihm eigene Weise. Heinz Fischer verbreitete die gewohnten freundlichen Worte, um dann , „wenn wir schon das Fernsehen da haben“, seine kranke Frau zu grüßen. Die hatte um die Uhrzeit hoffentlich Besseres zu tun als ORF2 zu schauen.