Lidt fred
Von Anna Gasteiger
Noch 37 Tage bis zum Song Contest und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Eine Lok wurde getauft, ein Flugzeug im Song-Contest-Design gestaltet und der Publikumsdienst der Stadthalle erstrahlt in neuen Uniformen. Aber hat auch jemand an Bürgerinnenschulungen gedacht?
Die Vorgabe ist klar: Österreich soll sich während des Song Contests als modernes, weltoffenes Land präsentieren. Jetzt muss es das nur noch werden. Beziehungsweise: Alle Menschen, die vorhaben, sich im Mai in der Nähe der Wiener Stadthalle aufzuhalten, müssen lernen, so zu tun, als ob. Gut wäre es zum Beispiel, wenn sie in drei Sprachen „Ich liebe Europa“ sagen können. Die Bewohner der (an die Stadthalle grenzenden, Anm.) Hütteldorfer Straße auf Albanisch, Dänisch und Spanisch. Die der Gablenzgasse auf Schwedisch, Serbisch, Russisch usw. Allerliebst wäre es außerdem, wenn alle Kinder ein paar Takte von „Ein bisschen Frieden“ trällern und anschließend rot werdend den Kopf senken und beschämt in die Kameras lächeln könnten. Kann man das in den Schulen üben, geht das? Danke.
Weil ehrlich, ihr Wienerinnen und Wiener, die ihr von Schanigärten und kurzen Röcken träumend durch die Frühlingsluft spaziert, es geht hier um was. Nur noch 37 Tage, dann durchbohrt uns die europäische Öffentlichkeit mit ihren Blicken, und sie will fröhliche, weltoffene Gesichter sehen. Zum Granteln also nach Transdanubien fahren, jetzt schon, zur Übung. Und für Streber: „Ein bisschen Frieden“ heißt auf Dänisch „Lidt fred“.