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"Frankfurter Rundschau" ist insolvent

Die Frankfurter Rundschau war einst eine Institution auf dem deutschen Medienmarkt - links, liberal, kritisch und investigativ. In den vergangenen Jahren machte sie Millionenverluste - nun droht das Aus.

   Die traditionsreiche linksliberale deutsche Tageszeitung Frankfurter Rundschau (FR) steht vor dem Ende. Der Verlag, der dem Kölner Medienhaus M. DuMont Schauberg MDS und der SPD-Medienholding DDVG gehört, stellte am Dienstag Insolvenzantrag. Davon sind 487 Mitarbeiter betroffen. Angesichts massiver Verluste sei "keine Perspektive der Fortführung des Unternehmens mehr erkennbar", teilten die Eigentümer mit. Ziel sei es, zunächst den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Die Gehälter der Mitarbeiter seien bis Ende Januar 2013 durch das Insolvenzgeld abgesichert.

   Die Belegschaft wurde am Nachmittag informiert. MDS und DDVG dankten den Mitarbeitern für ihre Veränderungsbereitschaft in den vergangenen Jahren und auch dafür, dass sie mit Gehaltsverzicht zum Versuch beigetragen hatten, die Zeitung zu retten. "Eine sich nunmehr abzeichnende dauerhafte Finanzierung hoher Verluste ist aber sowohl für MDS als auch die DDVG nicht länger darstellbar", hieß es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Die Auflage der FR, die 1945 gegründet wurde, war von 190 000 im Jahr 2001 auf zuletzt 118 000 gesunken.

   Ob MDS den FR-Lesern anbietet, auf andere Titel des Verlags umzusteigen, war am Dienstag noch nicht klar. Bei MDS erscheinen auch Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Berliner Zeitung"und Mitteldeutsche Zeitung sowie die Boulevardzeitungen Express, Hamburger Morgenpost und Berliner Kurier"mit einer täglichen Auflage von über einer Million.

   Im Jahr 2004 hatte die DDVG 90 Prozent der Anteile am "Druck- und Verlagshaus Frankfurt a. Main GmbH" übernommen und damit die Frankfurter Rundschau vor der Pleite bewahrt. 2006 stieg MDS ein und übernahm mit 50 Prozent plus einer Stimme die Mehrheit.

Modernisierung

MDS investierte seit der Übernahme nach eigenen Angaben 136 Millionen Euro in die FR. 2007 modernisierte der Verlag die Zeitung und stellte sie auf das handliche Tabloid-Format um. Die Auflage stabilisierte sich vorübergehend bei 150 000. Die FR machte aber weiter Verluste. Seit 2011 wurde deshalb der Mantel von der MDS-Redaktionsgemeinschaft in Berlin produziert, zusammen mit den überregionalen Seiten der Berliner Zeitung.

   Zuletzt hatte die FR mit Arnd Festerling wieder einen eigenen Chefredakteur. Damit sollte sie auf ihrem lokalen Markt gestärkt werden. Zugleich gab es Überlegungen, sie zumindest in Norddeutschland komplett von einer Papier- auf eine Digitalzeitung umzustellen. Die Verluste beschleunigten sich aber.

   Allein 2012 kam bis jetzt ein Minus von 16 Millionen Euro hinzu. Die Eigentümer machen dafür massive Umsatzrückgänge im Anzeigen- und Druckgeschäft verantwortlich. Die Geschäftsführung habe daher keine Chance gesehen, die Verlustzone zu verlassen, teilten MDS und DDVG mit.

   Noch im April hatten sie sich bereiterklärt, gemeinsam weitere 25 Millionen Euro in die Fortführung der FR zu stecken. Diese Summe, die bis 2015 hätte reichen sollen, wäre aber wegen der jüngsten Umsatzeinbrüche schon 2013 aufgebraucht gewesen. Deshalb stellte der Verlag nun den Insolvenzantrag.

   Der Deutsche Journalisten-Verband forderte die Eigentümer nach dem Insolvenzantrag auf, auf Kündigungen in der Redaktion weitgehend zu verzichten. "Die Journalistinnen und Journalisten der FR brauchen eine berufliche Perspektive", erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. Er erwarte, dass der Verlag den Betroffenen adäquate Stellen bei anderen Medien von M. DuMont Schauberg anbiete.

   Der deutsche Medienwissenschafter Horst Röper sah die Managment-Fehler bei der "Rundschau" vor allem im Versuch begründet, eine "im Kern eher regionale Zeitung" bundesweit, also überregional, anzubieten. "Mit einem entsprechenden Kostenapparat."