Filmraritäten aus dem Archiv erstmals im ORF
Von Susanne Lintl
Sie zerfallen, wenn sie zu lange gelagert werden und können auch explodieren: Nitrofilme sind extrem heikel in der Lagerung und nur begrenzt haltbar. Wer sie retten will, muss handeln, vor allem, wenn es sich um Filme aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts handelt.
Damit es nicht zu spät ist für etliche Filmschätze, die im Filmarchiv Austria in Laxenburg gelagert sind, haben sich das Filmarchiv und die Bank Austria (sie ist Rechteinhaber an rund 30 österreichischen Nachkriegsfilmen) zu einem großen Restaurierungsprojekt entschlossen. Für 20.000 bis 30.000 Euro pro Film werden die Raritäten wiederhergestellt. Der ORF schließt sich dem Projekt insofern an, als er den Filmen einen mediale Plattform gibt: "Das ist ein wichtiges Projekt im Sinne des Bewahrens", so Generaldirektor Wrabetz, "wir ermöglichen dadurch audiovisuelles Erinnern für weitere Generationen."
Filmschatz Österreich
So sind im Kultursender ORF III ab 7. Dezember im Hauptabend acht Spielfilme aus dem "Filmschatz Österreich" zu sehen – erstmals im Fernsehen und damit einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Den Anfang macht Rudolf Steinböcks "Das andere Leben", basierend auf einer Novelle von Alexander Lernet-Holenia aus dem Jahr 1948. Der Film erzählt die Geschichte einer Frau, die ihre jüdische Freundin vor den Nazis versteckt und dadurch mit ihrem regimetreuen Ehemann in Konflikt gerät. Er gilt als eine der ganz wenigen nazikritischen Produktionen der Nachkriegszeit.
Am 14. Dezember um 20.15 Uhr folgt die Deserteursgeschichte "Gottes Engel sind überall" (Regie: Hans Thimig) mit Attila Hörbiger, Helene Thimig, Heiki Eis und Susi Nicoletti. Am 21. Dezember gibt es im Drama "Maresi", ebenfalls von Hans Thimig, ein Wiedersehen mit Attila Hörbiger als unerbittlichem Gutsbesitzer. Die junge Maria Schell spielt Blanka von Steinville, die Geliebte an seiner Seite.
Christiane Hörbiger, deren Familie (angeführt von Vater Attila) das Filmschaffen der Zweiten Republik wie keine andere prägte, erklärte sich spontan bereit, die Patronanz und Anmoderation für diese ersten drei Filme zu übernehmen. Dabei enthüllt sie auch Persönliches: Etwa, dass "Gottes Engel sind überall" der erste Film war, den sie überhaupt im Kino gesehen hat. "Den Blick vom Kahlenberg auf Wien, wenn der Vater und der sechsjährige Florian endlich heimkommen, werde ich ein Leben lang nicht vergessen."