Bravo spart bei "Dr. Sommer"
Generationen pubertierender Jugendlicher holten sich hier Rat zu Sex und Liebe - nun spart die Zeitschrift Bravo beim "Dr.-Sommer"-Team. Die Diplom-Sozialpädagogin Jutta Stiehler muss nach vielen Jahren als Teamleiterin gehen. Einen entsprechenden Bericht der Süddeutschen Zeitung bestätigte am Freitag ein Sprecher der Bauer Media Group.
Die Rubrik "Dr. Sommer" - seit 45 Jahren ein fester Bestandteil des Hefts - werde es aber weiterhin geben. Bravo steht unter großem Spardruck. Die Auflage ist seit 1998 von fast 970.000 verkauften Exemplaren pro Woche auf 192.000 gesunken. Stiehlers Vize Sabine Kadolph soll künftig mit freien Mitarbeitern die Fragen der Leser beantworten. Christina Bigl, Leiterin der Foto-Redaktion und seit 38 Jahren bei Bauer, muss ebenso gehen.
"Das Alleinstellungsmerkmal von "Dr. Sommer" war immer die persönliche Beratung", sagte Stiehler der SZ. "Aber tatsächlich bekommen die Leser jetzt offenbar häufig vorgefertigte Antworten, da bleibt ein bitterer Nachgeschmack."
"Beratungsqualität bleibt"
Der Sprecher der Bauer Media Group hielt dagegen: "Die Anfragen werden in der Regel persönlich beantwortet. Die hohe Beratungsqualität ist der Kern des "Dr.-Sommer"-Teams. Das bleibt auch so." Die Themen Liebe, Sex und Aufklärung spielten weiter eine wichtige Rolle bei Bravo.
Erster "Dr. Sommer" war 1969 der Düsseldorfer Psychotherapeut Martin Goldstein gewesen. 15 Jahre lang leitete Goldstein die Rubrik, die das Heft 1972 zweimal auf den Index der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften brachte. Als Goldstein die Selbstbefriedigung enttabuisierte, befanden die staatlichen Jugendschützer: "Die Geschlechtsreife allein berechtigt noch nicht zur Inbetriebnahme der Geschlechtsorgane."
Damals gingen tausende Briefe wöchentlich in der Redaktion ein. Die Bravo stellte ein ganzes Team ein, um sie nach Goldsteins Vorgaben "unverklemmt" zu beantworten. Dabei war der Aufklärer Goldstein, der 2012 im Alter von 85 Jahren starb, selbst nie aufgeklärt worden. "Mit 23 Jahren hatte ich das erste Mal näheren Kontakt zu einer Frau", erzählte er einmal aus seiner Zeit als Medizinstudent im Präparierkurs: "Sie hatte keinen Kopf und schwamm in einer giftigen Lauge."