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Besuch in der Müllhalde: "Echte Menschen" auf ATV

Das Erstaunlichste ist, was Menschen nach wie vor zu tun bereit sind, wenn irgendwo eine Kamera auftaucht: Ein Mann öffnet die Tür in Unterhosen. Und bittet das Kamerateam ungerührt herein, während er vorausschlurft und sich umständlich eine Hose anzieht.

Für das vom Sender selbst entwickelte Format, das ab heute zu sehen ist, klopft das ATV-Team unangemeldet an Wohnungstüren – und befragt die Bewohner (man ist versucht zu schreiben: Insassen) zu ihrer Meinung zu Gott und der Welt. Es überrascht wenig, dass sie nicht in Döblinger Villen wohnen. Und dass sie nicht über den neuesten Houellebecq-Roman reden wollen.

Froschsammlung

Sondern über: die unnötigen Politiker und die ebensolchen Ausländer; über die liebevoll gepflegte Froschfigurensammlung, den Glauben an Gott, einen Selbstmordversuch, das Verhältnis zu den Frauen. Kleine Geschichten, die mehr oder weniger aufgehen; abhängig von der Eloquenz und Kameratauglichkeit der Protagonisten.

Die gezeigten Aufnahmen sind teils erschreckend: Pensionist Richard zum Beispiel ist dem einen oder anderen Schnapserl nicht abgeneigt und wohnt in einer Müllhalde, immerhin betreut von seinen Nachbarn.

Außerdem werden in der ersten Folge vorgestellt: Der arbeitslose Martin, der über seinen Glauben spricht; die nach zwei Ehen endlich männerlose gelernte Friseurin Renate und der ehemalige Oberkellner Klaus, ein charmanter Herr, dem der "Zahntechniker" von der FPÖ Sorgen bereitet.

Die im Anschluss gezeigte Vorschau auf die zweite Sendung schreckt eher ab: Ein älterer Mann erzählt, warum er es für sinnvoll und notwendig hält, Frauen ab und zu eine Tätschn zu geben, wenn sie sich nicht fügen.