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Beim Fenchelschneiden über Jörg Haider reden

Ein Spitzenpolitiker, der etwas anrichtet." - so erklärte Johanna Setzer eingangs das Konzept der neuen Polit-Kochshow "Rezept für Österreich". Es war nur eines der vielen sich anbietenden Wortspiele, die am Montag bei der ersten Ausgabe auf Puls 4 zum Einsatz kamen.
Als erster durfte BZÖ-Chef Josef Bucher etwas anrichten. Er entschied sich für "Hühnerbrust im Prosciutto-Mantel mit Südfrüchten und Gemüse der Saison".

Viele Köche

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Der erste Eindruck: Hier sind viele Köche am Werk. Neben dem Politiker befanden sich noch der Haubenkoch Oliver Hoffinger, Personality-Talkerin Setzer, die Polit-Talkerin Corinna Milborn und die Gast-Journalistin Anneliese Rohrer im Studio. Wenn das nicht den Brei verdirbt?

Hoffinger hielt sich in der Konversation angenehm zurück. Seine Hauptaufgabe bestand darin, sicherzustellen, dass das Gericht innerhalb der 55 Minuten Sendezeit auch tatsächlich fertig wurde. Denn die Personality-Talkerin nahm Bucher sofort mit ihren Fragen in Beschlag. Und die waren nicht ausschließlich unpolitisch. Da musste der BZÖ-Chef etwa bereits beim Fenchelschneiden darüber Auskunft geben, ob er vom verstorbenen Parteigründer Jörg Haider enttäuscht sei. Die Antwort war wenig überraschend. Haider habe auch viel Gutes gemacht, so Bucher.

Lockeres Gespräch am Herd

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Im ansonsten locker geführten Gespräch am Herd erfuhr man außerdem, dass Bucher in der Hotelfachschule die Kochstunden meistens geschwänzt hatte, aber trotz schlechter Koch-Noten nie durchgefallen sei. Mittlerweile koche er sehr gerne für Familie und Freunde, gab der Kärntner Gastwirtssohn zu Protokoll.

Damit die Show aber nicht zur reinen Homestory gerät ("Hin und wieder kommt es schon vor, dass ich beim Einkaufen fotografiert werde"), ist der zweite Teil als klassischer Polit-Talk konzipiert. Corinna Milborn und wechselnde Gastjournalisten "grillen" dort den jeweils anwesenden Spitzenkandidaten und klopfen ihn auf sein persönliches politisches "Rezept für Österreich" ab.

Scharfer Ton beim Polit-Talk

Und tatsächlich ließen sich Milborn und Anneliese Rohrer nicht von Bucher einkochen. Vor allem Rohrer ging gleich zur Sache und warf dem BZÖ vor, sich in der Haider-Nachfolge als "Staatsfeind Nr. 1" verkaufen zu wollen.

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Zu den angeblichen Telekom-Zahlungen an das BZÖ von 2006 erklärte Bucher: Erstens sei er damals nur einfaches Parteimitglied gewesen und außerdem habe er stets gesagt, dass die Partei alles zurückzahlen werde, "was man nicht ordnungsgemäß bekommen hat".

Man erfuhr aber auch von den politischen Rezepten Buchers. Er plädiert für die Einführung einer "Zweitstimme" für einen Kandidaten einer anderen Partei . Außerdem schwebt ihm die Wahlmöglichkeit per Smartphone-App vor. Auch sein "Fair Tax"-Steuermodell konnte er bewerben.

Nach Seitenhieben Milborns auf die durch Frank Stronachs Aktivitäten "dezimierte Truppe" des BZÖ wollte Rohrer wissen, warum die Steuerzahler nicht für Griechenland, aber sehr wohl für das ebenfalls marode Kärnten haften sollen. Buchers recht simple Antwort: "Kärnten ist das österreichischste Bundesland".

Und dann war sie wieder da: Die Frage nach der Positionierung zum unheilvollen politischen Erbe Jörg Haiders. "Ich distanziere mich nicht von einem Toten," antwortete Bucher knapp und auch etwas entnervt.

Zwei unterschiedliche TV-Formate

Damit ging der durchaus ausführliche politische Teil zu Ende. Beim Verkosten der Bucherschen Küchenkreation und dem Verteilen der (guten) Noten durch Fernsehkoch Hoffinger waren Milborn und Rohrer - nach einer zweiten Werbepause - nicht mehr zugegen. Dies ist freilich journalistisch korrekt. Zuerst einen Politiker zu "grillen", um danach seine Speisen zu empfangen, wäre nicht konsequent.

Die klare Trennung verweist aber zugleich auf das Grundproblem des Konzepts. Auch wenn die beiden Teile der Sendung für sich genommen solide gemacht sind, bleibt der Eindruck bestehen, dass hier zwei Sendungsformate vereint werden sollen, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Eine Promi-Kochshow im familiären Biolek-Stil und Polit-Talk mit ernsthafter politischer Diskussion.

Immerhin war es spannend zu beobachten, wie Bucher vom lockeren Plauderton plötzlich in den Verteidigungsmodus schalten musste. Und falls die Popularität der omnipräsenten Kochshow-Formate dazu genützt werden könnte, bei den TV-Konsumenten das Interesse für politische Fragen zu wecken, dann hätte diese Programmidee durchaus ihren Sinn.

INFO: Am nächsten Montag geht es weiter: Grünen-Chefin Eva Glawischnig wird am 3. Juni (22.05 Uhr, Puls 4) das"Lieblingsgericht aus ihrer Kindheit" zubereiten: Als Hauptspeise Biospinat mit Spiegelei und Bio-Bratkartoffeln, als Nachspeise Kärntner Eisreindling.