Wirtschaft

Alpine-Anleihen: Grobe Fehler im Bauplan

Die Drei-Milliarden-Pleite des Baukonzerns Alpine liegt nun bald drei Jahre zurück, doch der Mega-Bankrott schmerzt vor allem die rund 8000 Anleihenzeichner nach wie vor. Sie haben in den Jahren 2010, 2011 und 2012 in die drei Anleihe-Tranchen der Alpine Holding 290 Millionen Euro investiert, weil ihnen die Banken diese Papiere als sichere Veranlagung verkauft hatten. Nach dem derzeitigen Stand haben die Anleger vor allem auf Grund der fragwürdigen rechtlichen Konstruktion dieser Anleihen einen Totalverlust erlitten. Die vermögenslose Holding hatte die Gelder der Anleger umgehend als Darlehen an die Tochter Alpine Bau einfach weiter gereicht.

Nun steht der Verdacht im Raum, dass die Kapitalmarktprospekte der Anleihen fehlerhaft waren. Und dieser Verdacht wiegt schwer. So könnte der Fall nun jene Banken und Rechtsberater, die in die Ausgabe dieser Anleihen involviert waren, teuer zu stehen kommen. So könnte sich für die betroffenen Anleger der Kreis der Haftungsadressaten, die geklagt werden können, deutlich erweitern.

Prospekthaftung

"Es wird im Prospekt zwar darauf hingewiesen, dass bei einer Insolvenz null herauskommen kann, aber diese Anleihen waren von Beginn an eine Fehlkonstruktion", sagt Karl Engelhart, Insolvenzverwalter der Alpine Holding, zum KURIER. "Für mich war auffällig, dass die Rückzahlung nur funktionieren kann, wenn Geld von der Alpine Bau zur Mutter Alpine Holding fließt. Da die Alpine Bau aber in einer Krise war, durfte gar kein Geld an die Mutterfirma zurückfließen." Das hätte man deutlich sagen müssen.

Denn: Nach dem sogenannten Eigenkapitalersatzgesetz (EKEG) gilt die Rückzahlungssperre von der Tochterfirma (Alpine Bau) an die Mutter (Alpine Holding) so lange, bis die Tochter-Gesellschaft wieder saniert ist. Was im Fall Alpine bekanntlich kläglich gescheitert ist.

"Im Fall der Alpine Holding wurde daher aus den Anlegergeldern, die als Darlehen an die Alpine Bau flossen, definitiv Eigenkapitel", erklärt auch der Sachverständige und Alpine-Experte Manfred Biegler dem KURIER. "Zumindest die Gelder aus den Anleihetranchen der Jahre 2011 und 2012 waren bereits in dem Moment verloren, in dem die Gelder an die Alpine Bau geflossen sind. Schon damals war die Alpine insolvent." Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe vom früheren Alpine-Management und den Banken bestritten.