Airbnb zieht es jetzt aufs Land
Von Simone Hoepke
Bisher war der Zimmervermittler Airbnb vor allem ein städtisches Phänomen, das ändert sich aber rasant. "Wir haben mehr als 23.000 aktive Inserate in Österreich, über 10.000 davon in den Bergen und an den Seen", bestätigt Carola Dettweiler, die für Airbnb das Geschäft im deutschsprachigen Raum vorantreiben soll. Vor allem am Land, wo das Potenzial noch hoch ist.
Was in der öffentlichen Diskussion fast untergeht: Während vielerorts über schwarz vermietete Appartements und die Zweckentfremdung von Wohnraum diskutiert wird, haben sich viele Ferienregionen längt bestens mit dem Onlineportal aus dem Silicon Valley arrangiert. Darunter Tiroler Tourismushochburgen wie Mayrhofen oder Wilder Kaiser. In Mayrhofen, einer Region mit offiziell 18.000 Gästebetten, sind sogar Tourismuscoaches unterwegs, die den Vermietern zeigen, wie sie sich auf Vermittlungsplattformen wie Airbnb am besten präsentieren und verkaufen.
"Wir haben uns nicht mit der Frage aufgehalten, wie man Airbnb verhindern kann", sagt Andreas Lackner, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mayrhofen-Hippach. Der Siegeszug des erst 2008 gegründeten Unternehmens sei nicht mehr aufzuhalten, deswegen habe er sich schon vor zwei Jahren zur Kooperation entschlossen. 93 Prozent der Häuser in der Ferienregion Mayrhofen-Hippach haben weniger als 30 Gästebetten, sind also keine großen Hotelbauten. Damit sei Airbnb für die meisten Häuser ein guter Vertriebsweg. Lackner: "Hier können Privatvermieter ihre Gastlichkeit gut verkaufen und zahlen mit drei bis fünf Prozent relativ geringe Provisionen." Zum Vergleich: Bei booking.com liegen die Raten im Bereich von zwölf bis 15 Prozent, klagen Vermieter.
Auch Theresia Rainer, Obfrau der Privatvermieter in Osttirol, preist ihre vier Ferienwohnungen seit Jahren auf Airbnb an. "Die Konkurrenz ist groß. Als Vermieter muss man auf vielen Vertriebskanälen vertreten sein. Airbnb ist einer davon", erläutert sie. Leichter sei das Leben der Vermieter im Zeitalter der Buchungsplattformen nicht geworden. "Oft hat der Gast jedes Recht und der Vermieter keines", ärgert sich Rainer über Plattformen, bei denen zwar die Gäste die Vermieter beurteilen dürfen, aber nicht umgekehrt. Aus der Branche ist immer wieder zu hören, dass besonders dreiste Gäste bei der Abreise Preisnachlässe verlangen und mit einer schlechten Bewertung drohen, wenn sie diese nicht bekommen. Ein Spiel, das bei Airbnb nicht funktioniert: Hier bewertet auch der Gastgeber den Gast.
Rauer Gegenwind
Glaubt man den Zahlen von Airbnb, sind binnen zwölf Monaten mehr als 570.000 Gäste über Airbnb nach Österreich gekommen. Im Länderranking stehen deutsche, US-amerikanische und österreichische Urlauber ganz oben. Gefolgt von Briten und Franzosen. Im Durchschnitt ist der Gast 34 Jahre alt, reist zu zweit oder zu dritt an und bleibt drei bis vier Tage, sagt die Statistik.
Weltweit vermittelt die Plattform mehr als vier Millionen Unterkünfte in 191 Ländern. In vielen Metropolen wehte dem US-Portal zuletzt aber ein rauer Wind entgegen. Paris warf Airbnb Ende des Vorjahres vor, Vermieter bei der Steuerhinterziehung zu helfen. Seit 1. Dezember gelten in Paris, wie berichtet, schärfere Auflagen für Angebote auf Airbnb. Dort offerierte Wohnungen müssen nun eine offizielle Registrierungsnummer tragen, die bei der Verwaltung zu beantragen ist.