Air Berlin fliegt auf Extrawünsche
Von Simone Hoepke
Das Ziel, heuer aus der Verlustzone zu fliegen, musste Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer kürzlich über Bord werfen. Zumindest vorläufig. 2014 will der Österreicher, der seit Anfang des Jahres an der Spitze der zweitgrößten deutschen Airline steht, mit der Air Berlin schwarze Zahlen schreiben. Gelingen soll das nicht nur mit Einsparungen, sondern auch mit Zusatzgeschäften.
„Wir haben 33 Millionen Passagiere im Jahr, da sehe ich schon einen Hebel“, sagt Prock-Schauer im KURIER-Gespräch. „Speziell an den Flughäfen.“ Denn in den Air-Berlin-Maschinen wird auch künftig kein Vorhang eine Demarkationslinie zwischen Business- und Economy-Fliegern ziehen. Aber am Flughafen soll man sich trotzdem die Vorteile eines Business-Kunden erkaufen können. Etwa indem man mehr zahlt, um beim Einchecken schneller dranzukommen. Oder sich für einen Aufpreis die Zeit bis zum Abflug in einer Lounge vertreiben darf. Die Vorbereitungen dafür laufen. Bereits ab dem Sommerflugplan 2014 sollen sie auf größeren Flughäfen umgesetzt werden.
Beim Zusammenstreichen der Maschinen hat Air Berlin laut Prock-Schauer „die Talsohle erreicht“. Die Airline fliegt heute mit 20 Maschinen weniger als noch vor zwei Jahren. Die Strecken wurden von 520 auf 400 deutlich reduziert, die Auslastung konnte so gesteigert werden.
Die Upgrades zum Flugticket, im Fachjargon Ancillary Revenues genannt, tragen laut Branchenzahlen bei Billigfliegern mitunter mehr als ein Fünftel zum Umsatz bei. Kassiert wird für Sitzplatzreservierungen, Übergepäck, Versicherungen oder Sportgepäck.
Teure Extras
Laut dem IT-Buchungsexperten Amadeus wurden von Airlines rund um den Globus 2011 – jüngere Zahlen sind nicht verfügbar – 18,23 Mrd. Euro mit Zusatzgeschäften eingenommen. Die höchsten Volumina in diesem Bereich kassiert United Continental mit 4,16 Mrd. Euro.
NIKI, zweitgrößte Fluglinie am Flughafen Wien und Teil der Air-Berlin-Gruppe, fliegt ab Ende Jänner drei Mal wöchentlich nach Larnaka (Zypern) und nimmt Ende März Malta in den Flugplan auf – mit wöchentlich drei Flügen ab Wien. Ebenfalls neu am Flugplan: Madrid.
Vom Air-Berlin-Sparprogramm soll die schlank aufgestellte NIKI weitgehend verschont bleiben. Auch wenn es immer wieder Diskussionen um das verhältnismäßig teure Catering geben soll. Derzeit verhandelt das NIKI-Management mit der Gewerkschaft. Hunderte Piloten, Flugbegleiter und Techniker, die bei NIKI traditionell über eine Leiharbeitsfirma beschäftigt sind, sollen bald direkt bei der Airline auf der Gehaltsliste stehen.
Für 2600 kaufmännisch technische AUA-Mitarbeiter gilt währenddessen ab Anfang 2014 ein neuer Kollektivvertrag. Die Einstiegsgehälter werden angehoben, die Gehaltskurve wird verflacht und ein Erfolgsbeteiligungssystem eingeführt.