Wirtschaft

Air Berlin fliegt auf Extrawünsche

Das Ziel, heuer aus der Verlustzone zu fliegen, musste Air-Berlin-Chef Wolfgang Prock-Schauer kürzlich über Bord werfen. Zumindest vorläufig. 2014 will der Österreicher, der seit Anfang des Jahres an der Spitze der zweitgrößten deutschen Airline steht, mit der Air Berlin schwarze Zahlen schreiben. Gelingen soll das nicht nur mit Einsparungen, sondern auch mit Zusatzgeschäften.

„Wir haben 33 Millionen Passagiere im Jahr, da sehe ich schon einen Hebel“, sagt Prock-Schauer im KURIER-Gespräch. „Speziell an den Flughäfen.“ Denn in den Air-Berlin-Maschinen wird auch künftig kein Vorhang eine Demarkationslinie zwischen Business- und Economy-Fliegern ziehen. Aber am Flughafen soll man sich trotzdem die Vorteile eines Business-Kunden erkaufen können. Etwa indem man mehr zahlt, um beim Einchecken schneller dranzukommen. Oder sich für einen Aufpreis die Zeit bis zum Abflug in einer Lounge vertreiben darf. Die Vorbereitungen dafür laufen. Bereits ab dem Sommerflugplan 2014 sollen sie auf größeren Flughäfen umgesetzt werden.

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Auch im Flieger will Prock-Schauer seinen Passagieren Upgrades schmackhaft machen. Etwa mit Gourmet-Menüs, die zusätzlich zum Gratisessen an Bord verkauft werden. Derzeit können Gourmet-Menüs 48 Stunden vor Abflug bestellt werden, künftig sollen Kurzentschlossene diese Möglichkeit auch noch eineinhalb Stunden vor Abflug haben. Prock-Schauer: „Wir rechnen mit einem Potenzial von zehn bis 15 Essen pro Flug, heute sind es vier bis fünf.“ Zusätzlich soll man sich etwa auch mehr Beinfreiheit in der Notausgang-Reihe erkaufen können.

Beim Zusammenstreichen der Maschinen hat Air Berlin laut Prock-Schauer „die Talsohle erreicht“. Die Airline fliegt heute mit 20 Maschinen weniger als noch vor zwei Jahren. Die Strecken wurden von 520 auf 400 deutlich reduziert, die Auslastung konnte so gesteigert werden.

Die Upgrades zum Flugticket, im Fachjargon Ancillary Revenues genannt, tragen laut Branchenzahlen bei Billigfliegern mitunter mehr als ein Fünftel zum Umsatz bei. Kassiert wird für Sitzplatzreservierungen, Übergepäck, Versicherungen oder Sportgepäck.

Teure Extras

Laut dem IT-Buchungsexperten Amadeus wurden von Airlines rund um den Globus 2011 – jüngere Zahlen sind nicht verfügbar – 18,23 Mrd. Euro mit Zusatzgeschäften eingenommen. Die höchsten Volumina in diesem Bereich kassiert United Continental mit 4,16 Mrd. Euro.

NIKI, zweitgrößte Fluglinie am Flughafen Wien und Teil der Air-Berlin-Gruppe, fliegt ab Ende Jänner drei Mal wöchentlich nach Larnaka (Zypern) und nimmt Ende März Malta in den Flugplan auf – mit wöchentlich drei Flügen ab Wien. Ebenfalls neu am Flugplan: Madrid.

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Schon 2013 hatte NIKI auf Tourismusziele gesetzt und das Streckennetz in Griechenland von 11 auf 19 Ziele ausgebaut. Gebucht haben diese Hellas-Verbindungen auch viele Transferpassagiere aus Deutschland und Paris, sagte NIKI-Geschäftsführer Christian Lesjak am Rande einer Feier des 10-jährigen Firmenjubiläums. 2003 hatte Niki Lauda die Fluggesellschaft gegründet, 2004 nahm er die Air Berlin als 24-Prozent-Teilhaber und Vertriebspartner an Bord, Ende 2011 übernahmen die Deutschen NIKI zur Gänze.

Vom Air-Berlin-Sparprogramm soll die schlank aufgestellte NIKI weitgehend verschont bleiben. Auch wenn es immer wieder Diskussionen um das verhältnismäßig teure Catering geben soll. Derzeit verhandelt das NIKI-Management mit der Gewerkschaft. Hunderte Piloten, Flugbegleiter und Techniker, die bei NIKI traditionell über eine Leiharbeitsfirma beschäftigt sind, sollen bald direkt bei der Airline auf der Gehaltsliste stehen.

Für 2600 kaufmännisch technische AUA-Mitarbeiter gilt währenddessen ab Anfang 2014 ein neuer Kollektivvertrag. Die Einstiegsgehälter werden angehoben, die Gehaltskurve wird verflacht und ein Erfolgsbeteiligungssystem eingeführt.