Wirtschaft

73.000 Überstunden beim AMS: Betriebsrat droht mit Arbeitskampf

Ausgerechnet beim Arbeitsmarktservice (AMS) zeichnet sich für den Herbst ein Arbeitskampf ab. Zentralbetriebsrats-Obmann Heinz Rammel macht Druck auf die Politik, der  bisher ignorierten Forderung nach mehr Personal nachzukommen.

In einem Schreiben an die AMS-Belegschaft ruft er am Freitag zur Urabstimmung über gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen bis hin zum Streik auf. Die Urabstimmung läuft vom 17. August bis 11. September. Von einer Betriebsversammlung wurde wegen der Corona-Sicherheitsmaßnahmen abgesehen.

73.000 Überstunden

"Unsere Leute sind am Limit. Es muss endlich etwas geschehen", begründet Zentralbetriebsrats-Chef Heinz Rammel den Schritt gegenüber dem KURIER. Allein zwischen März und Mai habe das AMS-Personal 200.000 zusätzliche arbeitslose Menschen betreut und mehr als 110.000 Anträge auf Kurzarbeit bearbeitet. Von März bis Juni seien 73.000 Überstunden angefallen, so könne es nicht mehr weitergehen. "Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen". 

Mind. 652 Stellen mehr

Für den Herbst zeichne sich keineswegs eine Entspannung, sondern vielmehr eine Zunahme der Arbeitslosigkeit ab, so Rammel. Um den erwarteten Ansturm zu bewältigen, brauche es zumindest 652 Vollzeitstellen mehr beim AMS. Diese müssten rasch eingestellt werden, um sie für den Herbst noch einschulen zu können. "Sonst droht das Chaos". Derzeit gibt es österreichweit rund 5.500 Mitarbeiter beim AMS (Vollzeit-Äquivalente).

Im errechneten Mehrbedarf sei die Abwicklung der von der Regierung angekündigte Corona-Arbeitsstiftung  für 100.000 Arbeitslose noch gar nicht  inkludiert. Das zusätzliche Personal würde etwa 30 Mio. Euro mehr Budget erfordern, rechnet der Belegschaftsvertreter vor. 

Externes Personal reduziert

Zur Abrechnung der Kurzarbeit kaufte das Arbeitsministerium im April zwar zusätzlich Personal von der Buchhaltungsagentur und KPMG Austria zu. Obwohl die Kurzarbeit verlängert wurde, seien diese Kräfte  inzwischen wieder reduziert worden, schildert der Betriebsrat. Sie würden auch nur bei den Abrechnungen, nicht aber bei der Beratung und Förderabwicklung helfen. "Wir hatten allein in Wien während der Corona-Krise 1,5 Millionen Anrufe, die muss beim AMS auch wer abheben", so Rammel.

Prämie steht aus

Noch immer ausstehend sei auch die von Arbeitsministerin Aschbacher angekündigte Sonderprämie für die AMS-Berater wegen des Corona-bedingten Mehrbelastungen. Die Personalaufstockungen müssten spätestens bei der nächsten AMS-Verwaltungsratssitzung vom 15. September fixiert werden. Ansonsten droht dem AMS ein heißer Herbst.