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Serena Williams: Wenn die Geburt zum Trauma wird

Das Wunder der Geburt ist für viele Frauen ganz und gar nicht wunderbar. So auch für Tennisstar Serena Williams. Die US-Amerikanerin wurde im September des vergangenen Jahres zum ersten Mal Mutter. Mit der Vogue sprach die Sportlerin über die Herausforderungen während und nach der Geburt.

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Für die 23-fache Grand-Slam-Gewinnerin war das Geburtserlebnis qualvoll. Am Tag nachdem sie ihre Tochter Alexis per Kaiserschnitt zur Welt gebracht hatte, setzten bei Williams Atemprobleme ein. Bei der 36-Jährigen traten in der Vergangenheit bereits mehrmals gefährliche Blutgerinnsel auf, Williams befürchtete eine lebensbedrohliche Lungenembolie. Dabei gerät das Herz durch die Verstopfung einer Lungenarterie durch ein Blutgerinnsel unter Druck, was im schlimmsten Fall zu Herzversagen führt.

Williams informierte die Krankenschwestern und bat um eine Computertomographie und Blutverdünner. Zu ihrem Erstaunen kam man ihrer Bitte nicht nach. Im Gegenteil: Man tat ihre Äußerungen als Folge eines Schmerzmitteldeliriums ab. Als die Sportlerin auf eine Untersuchung bestand, checkte man ihre Beine mittels Ultraschall. Da dies keine Diagnose lieferte, ordnete man schließlich doch ein CT an - und fand mehrere kleine Blutklumpen in Williams' Lungen.

Unbeachtete Bedürfnisse

Dass die Bedürfnisse von Neo-Müttern vor, während und nach der Geburt von Ärzten oft nicht erstgenommen werden, ist kein Geheimnis – und noch immer nicht enttabuisiert. Den Centers for Disease Control and Prevention zufolge starben in den USA im vergangenen Jahr 700 Frauen an den Folgen von Geburtskomplikationen. Über 50.000 würden mitunter traumatische Problemsituationen bei der Entbindung durchleben, berichtet die New York Times.

In jüngster Vergangenheit wird das Problem jedenfalls verstärkt öffentlich thematisiert. In den USA setzt sich die Initiative "Stop. Look. Listen!" seit 2012 dafür ein, dass Frauen sich ermächtigt fühlen, Beschwerden nach der Geburt mutiger zu verbalisieren und sich nicht einschüchtern zu lassen. Auch beim medizinischen Personal will man mit der Kampagne ein stärkeres Bewusstsein für die Bedürfnisse von Müttern und den richtigen Umgang mit den Patientinnen schaffen.

Für Williams war die Diagnose der Blutklumpen erst der Anfang ihres Martyriums. Durch den Husten, der durch die Embolie verursacht wurde, brach ihre Kaiserschnittwunde auf und Ärzte entdeckten, dass ein großer Bluterguss Williams' Bauchraum geflutet hatte. Erst nach mehreren Operationen konnte sie zurück nachhause, aber sechs Wochen das Bett nicht verlassen. Während dieser Zeit übernahm ihr Mann Alexis Ohanian die Betreuung der gemeinsamen Tochter. Auch er litt unter den Vorfällen: "Bei allem, das sie durchmachen musste, kam das Gefühl dazu, nicht helfen zu können, das machte es noch schwerer."

Emotionale Tiefpunkte

Mittlerweile hat sich Williams körperlich erholt, psychisch ist die Mutterrolle nach wie vor herausfordernd. "Manchmal bin ich wirklich fertig und fühle mich nach 'Mensch, ich schaffe das nicht'", erzählt die Athletin in dem Artikel. "Niemand spricht über die emotionalen Tiefpunkte - den Druck, den du spürst, die unglaubliche Enttäuschung, jedes Mal, wenn man das Baby schreien hört. Ich weiß nicht, wie viele Male ich zusammengebrochen bin. Oder ich werde wütend wegen des Geschreis, dann werde ich traurig, weil ich wütend geworden bin, dann fühle ich mich schuldig: 'Warum bin ich so traurig, wenn ich doch ein wunderschönes Baby habe?' Die Emotionen sind irre."

Mit ihren Schilderungen macht Williams Müttern nicht nur Mut, zu ihren "emotionalen Tiefpunkten" und postnatalen Depressionen zu stehen. Sie zeigt auch die Defizite auf, die in der medizinischen Betreuung von Müttern in Spitälern vorherrschen.