Angestellte für Krankmeldung von Chef gelobt
Menschen, die unter Depressionen, Angstzuständen oder anderen psychischen Erkrankungen leiden, werden heute noch immer häufig dafür stigmatisiert. Das führt unter anderem dazu, dass Betroffene beim Fernbleiben vom Arbeitsplatz andere Krankheitsursachen vorschieben. Nicht so die amerikanische Web-Entwicklerin Madalyn Parker. Vor zwei Wochen meldete sie bei ihren Kollegen mit folgendem Rundmail krank: "Hallo Team, ich bleibe heute und morgen zuhause, um mich auf meine psychische Gesundheit zu konzentrieren. Hoffentlich bin ich nächste Woche wieder in alter Frische zurück und zu 100 Prozent leistungsfähig."
Verständnisvolle Antwort begeistert Netz
Die Antwort, die sie auf die Krankmeldung von ihrem Chef Ben Congleton bekam, postete Parker schließlich auf Twitter, wo diese viral ging. "Hey Madalyn, ich wollte dir persönlich dafür danken, dass du Mails wie diese verschickst. Wenn du das tust, erinnert mich das daran, wie wichtig es ist, sich auch für seine psychische Gesundheit Krankheitstage zu nehmen. Ich kann nicht glauben, dass diese Praxis nicht in allen Organisationen Standard ist. Du bist ein Vorbild für uns alle und hilfst, Vorurteile zu überwinden und mit unserem gesunden Selbst zur Arbeit zu kommen."
Auf Twitter zeigten sich viele Nutzer von Parkers Offenheit und der Antwort ihres Vorgesetzten begeistert.
Parker setzt sich schon länger öffentlich dafür ein, dass der psychischen Gesundheit mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Sie postete bereits in der Vergangenheit auf Twitter Texte zum Thema Angst und Depressionen und wie Betroffene damit umgehen können.
"Es liegt noch viel Arbeit vor uns"
Aufgrund der zahlreichen Reaktionen auf seine E-Mail, verfasste Congleton auf Medium.com einen längeren Text zum Thema psychische Gesundheit am Arbeitsplatz. "Wir haben das Jahr 2017. Wir arbeiten in einer Wissensgesellschaft. Unsere Jobs verlangen von uns, dass wir ständig geistige Höchstleistungen erbringen. Wenn ein Athlet verletzt ist, dann sitzt er auf der Bank und erholt sich. Verabschieden wir uns von der Idee, dass unser Gehirn komplett anders funktioniert." Einige der Reaktionen auf den Tweet seiner Mitarbeiterin hätten ihm die Tränen in die Augen getrieben. "Es liegt noch sehr viel Arbeit vor uns", so die Schlussfolgerung von Congleton.
In Österreich ist die Zahl der Krankenstandstage insgesamt rückläufig. Das geht aus dem im Februar veröffentlichten Fehlzeitenreport hervor. Ein klarer Aufwärtstrend ergibt sich aber für die Häufigkeit von psychischen Erkrankungen (kurier.at berichtete).
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