Weihnachten

Weihnachten: Restaurant-Gutschein statt Mixer

Die Adventzeit entscheidet in vielen Branchen ob am Jahresende ein Plus oder Minus in der Bilanz stehen wird. Speziell Spielwaren- und Elektronikhändler sowie Juweliere machen in den letzten Wochen des Jahres einen Großteil ihres Geschäfts. Dennoch: Die Umsatzspitzen waren schon einmal steiler. "In den 1950er-Jahren haben Schmuckhändler 80 Prozent ihres Jahresumsatzes zu Weihnachten und zum Muttertag gemacht", sagt Handelsprofessor Peter Schnedlitz. Ähnliche Ausschläge gab es bei Mixern, die seinerzeit quasi nur zu diesen beiden Anlässen gekauft wurden.

Nur drei Prozent des Jahresumsatzes

Mittlerweile macht das Weihnachtsgeschäft – über alle Branchen hinweg – nur noch rund drei Prozent des Jahresumsatzes aus. Ob es ein bisschen mehr oder weniger ist, hängt zu einem guten Teil von der Witterung ab. Ist es klirrend kalt, werden Winterstiefel und Daunenjacken gekauft, die bei warmen Temperaturen wie Blei in den Regalen liegen. Auch sie – streng genommen ja meist keine Weihnachtsgeschenke – tragen zu den Weihnachtsumsätzen bei, die als Mehrumsatz gegenüber anderen Monaten definiert sind.

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Die Standortberater von RegioPlan stellen Händlern heuer im Advent ein Umsatzplus von 1,7 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro in Aussicht. Shoppingcenter-Betreiber wollen in Umfragen herausgefunden haben, dass heuer besonders viel in Einkaufszentren gekauft wird. Onlinehändler kommen dagegen gern zu dem Ergebnis, dass immer mehr Leute immer mehr Geld online ausgeben. Und die Sprecher der Einkaufsstraßen erklären gern jeden Einkaufssamstag, wie viele Menschen sich durch die Gassen gedrängt haben. Es gilt, Kauflaune zu verbreiten.

Trübt Terror die Kauflaune?

Offen ist die Frage, ob die Terror-Anschläge von Paris und die massiv angewachsenen Flüchtlingszahlen heuer die Konsumlust in einigen Teilen Europas drücken werden. "Das lässt uns alle nicht unberührt", meint etwa der Präsident des Hauptverbanddes Deutschen Einzelhandels, Josef Sanktjohanser.

Riesengeschäft: Gutscheine, die nie eingelöst werden

Fragt man Konsumenten, was sie heuer schenken werden, rangieren Gutscheine traditionell ganz oben. Mit den Gutscheinen unter dem Weihnachtsbaum haben die Händler zusätzliche Konkurrenz bekommen. Statt Socken, Bücher und Krawatten werden verstärkt Wellness-, Yoga- und Restaurantgutscheine geschenkt. Für Hoteliers ist das ein gutes Geschäft, auch weil viele Beschenkte nie im Hotel einchecken. Bei Gutscheinen im Wert von mehr als 100 Euro werden 15 bis 30 Prozent nie eingelöst, bei Beträgen unter 100 Euro sollen es sogar 20 bis 55 Prozent sein, hat die Firma Incert eTourismus erhoben, die im Tourismus Vorreiter bei der Gutscheinabwicklung ist. Darüber hinaus liegen die Gutscheine meist ein halbes Jahr in irgendeiner Schreibtischlade, bevor sie eingelöst werden. Für Hoteliers bedeutet dies, dass sie das Geld sofort bekommen, die Leistung aber erst später oder gar nicht erbringen müssen. Dazu kommt, dass Kunden die ihre Gutscheine einlösen in der Regel nicht um Preisnachlässe feilschen.

Streik im Advent

Geschäftsleute in den Einkaufsstraßen und Shoppingcentern kämpfen zudem mit dem immer stärkeren Wettbewerb von Versandhändlern aus dem Ausland, allen voran Amazon. Deren Versandmitarbeiter am Standort Leipzig drohen heuer das dritte Jahr in folge pünktlich zu Weihnachten mit Arbeitsniederlegungen. Die Gewerkschaft fordert von Amazon nach wie vor einen Tarifvertrag auf dem Niveau des Einzel- und Versandhandels, der Onlinehändler will aber an dem für ihn günstigeren Tarifvertrag für die Logistikbranche festhalten. Das Amazon-Management betont, dass die pünktliche Zustellung durch Streiks nicht beeinträchtigt sein wird.

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