Thema/WM2014

Brasilianische Ruhe im Hochdruckgebiet

Regina Brandão hat wieder ihre Sprechstunde gehabt in Teresópolis. Rund 95 Kilometer von Rio de Janeiro hat das brasilianische Nationalteam sein WM-Camp eingerichtet.

Dr. Maria Regina Ferreira Brandão ist Psychologin und wird als solche immer gefragter bei den Brasilianern. Sie hilft den Teamspielern, mit dem enormen Druck umzugehen, der auf ihnen lastet. Sie hilft, wenn jemand Hilfe will. Bei einigen brasilianischen Teamspielern gilt der Besuch bei der Psychologin als Zeichen der Schwäche.

Aber Teamchef Luiz Felipe Scolari wollte Brandão dabei haben, er arbeitet schon länger mit ihr zusammen. Die Psychologin sollte helfen, den Frust rund um das WM-Aus von Superstar Neymar zu verarbeiten. Sie hätten das gut bewältigt, teilte Brandão nach den Gesprächen mit. "Sie haben mir gesagt, dass es Neymar war, der ihnen diesen Spirit mit auf den Weg gegeben hat. Das Leben geht weiter, waren ihre Worte."

Wo ist Neymar?

Nach dem Ausfall ihres Superstars will die Seleção alle Energien bündeln und mit einer Trotzreaktion Deutschland im Semifinale aus dem Bewerb werfen. Ob Neymar in Belo Horizonte im Stadion sein wird, ist noch unklar. Aber: "Unsere Nummer 10 wird mit uns sein, wenn er kann auf der Bank oder auf der Tribüne", sagte Teamchef Luiz Felipe Scolari und versuchte sein Team auf den nationalen Großauftrag einzuschwören. Jetzt erst recht, ist seine Botschaft.

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Der Hype um den Stürmerstar des FC Barcelona geht auch nach dessen Lendenwirbelbruch weiter. Brasiliens Teamarzt José Luiz Runco musste zuletzt Berichte über ein mögliches Wunder-Comeback von Neymar im Finale dementieren. "Es gibt nicht die geringste Chance, dass Neymar das Spiel am 13. Juli bestreiten kann, falls Brasilien ins Finale kommt", sagte der Mediziner.

Zuletzt war seine psychologische Kollegin, Dottora Brandão nach dem Elferschießen gegen Chile im Teamcamp gewesen. Nach dem Krimi um den Aufstieg ins Viertelfinale lagen die Nerven blank. Kapitän Thiago Silva hatte sich als Letzter auf die Elferschützenliste setzen lassen, noch hinter Tormann Júlio César. Und er hatte geweint. So wie Hulk und Willian, die verschossen hatten. So wie David Luiz, nachdem er getroffen hatte. So wie Júlio César, nachdem er einen Elfer abgewehrt hatte.

Nicht wenigen ging das Geheule auf die Nerven. Es reicht, hat Carlos Alberto, der Weltmeister von 1970, den Heulsusen der Seleção ausgerichtet.