Thema/Lernhaus

Das Lernhaus wird zur zweiten Familie

Es duftet nach Punsch und frisch gebackenen Keksen im St. Pöltener Lernhaus. Hier wird das erste Mal Weihnachten gefeiert – auch wenn viele Kinder keine Christen, sondern Muslime sind. Die Erlaubnis zu feiern hat Franziska Riegler, Leiterin des Lernhauses, sich zuvor von den Eltern geholt: „Einige haben mir erzählt, dass ihre Kinder zu Weihnachten ein Geschenk bekommen, auch wenn im Islam andere Feste größer gefeiert werden, etwa das Zuckerfest.“

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Den Kindern ist es egal, welches Fest es ist: Sie feiern gerne im Lernhaus. Das ist für sie mehr als nur ein Ort, an dem sie Hausübungen machen. Sie fühlen sich hier geborgen. Wie sehr, wurde Riegler bei einem Ausflug bewusst. Da hörte sie Sätze wie: „Wir gehen alle zusammen wie eine Familie.“ Oder: „Die anderen sehen, dass wir zusammengehören.“ Einige schlugen vor, dass doch einmal gemeinsam zum „Mäci“ (Mc Donalds, Anm.) gehen könnten – auch mit allen freiwilligen Helfern, die bei dem Ausflug fehlten.

Das Lernhaus in St. Pölten wurde im September eröffnet und ist somit das jüngste der drei Einrichtungen. Bereits seit März gibt es eines in Neunkirchen (NÖ) und das Wiener Lernhaus besteht schon seit 2011. In jedem Haus wird zur Adventszeit zusammengesessen.

Alle Häuser haben ein Ziel: Hier soll Kindern aus bildungsfernen Schichten am Nachmittag beim Lernen geholfen werden. Gemeinsam mit hauptberuflichen Pädagogen und freiwilligen Helfern machen die Schüler hier Hausübungen, bereiten Referate vor oder lernen auf Schularbeiten.

Hier dürfen die Buben und Mädchen alle Fragen stellen – nichts muss ihnen peinlich sein: Was ist ein Enkel? Warum lebt der Nikolo nicht mehr? Warum darf man keinen Taschenrechner verwenden? Was ist ein Berg? Die Betreuer beantworten alles geduldig.

Lernen ist aber mehr als nur für die Schule zu büffeln. Die Kinder unternehmen gemeinsam Ausflüge, zum Beispiel ins Feuerwehrhaus. „Die Schüler werden so ganz neben bei mit der österreichischen Kultur und unseren Bräuchen vertraut“, berichtet Pädagogin Franziska Riegler.

Heuer haben die Lernhaus-Kinder z.B. im Rotkreuz-Zentrum St. Pölten gemeinsam mit den Senioren Weihnachten gefeiert. Gesungen wurde natürlich auch – auf Deutsch und auf Englisch. Von „Jingle Bells“ über „Stille Nacht“ bis zu „Ihr Kinderlein kommet“ reichte das Repertoire.

Mit solchen Aktivitäten gelingt Integration. Die ist Franziska Riegler ein persönliches Anliegen und der Grund, warum sie mit Kindern aus verschiedenen Nationen im Lernhaus arbeitet. Auch mit den Eltern führt die Pädagogin viele Gespräche. Sie redet über Schule und Erziehung – Themen, die ihn den Heimatländern anders betrachtet werden als in Österreich.

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