Andrea Händler: Lustiges Lamento
Der Programmtitel. Er klingt provokant kokett. Soll er auch. "Man theatert sich mit Worten oft hinein und redet sich um Kopf und Kragen", sagt Andrea Händler. Und ist in "Das Schweigen der Händler" so gar nicht stumm.
Aber es gibt Momente im Leben, die sogar sie schmähstad machen: Wenn etwa der Herr ihres Herzens nicht im Traum daran denkt, dass sie auf die Frage aller Fragen wartet: "Willst du meine Frau werden?"
Also wenn sie - so mir nix, dir nix - um den angeblich schönsten Tag im Leben jeder Frau betrogen wird. Und woran denkt er, als sie - heiratswillig, nein -wütig - ihm signalisiert, sie wäre nicht abgeneigt und würde nicht Nein sagen, würde er nur wollen? An einen flotten Dreier.
Wieder nix
Kein Heiratsantrag vom Schatzi. Das ist das humorvoll ausgewalzte Dilemma: Denn nicht vor den Traualtar geführt zu werden, ist für Frau wie ein Wimmerl am A... Nur von nachhaltigerer Wirkung.
Die Händler räsoniert über eine Menagerie an Männern, die ihr passiert sind. Die sie nicht gekriegt hat. Aber auch über jene, die sie besser nicht gekriegt hätte. Den Gefühlsabstinenzler, den Testosteron-Methusalem, dessen Ego eine eigene Postleitzahl braucht, und Typen, die "unsere Liebe ausdämpfen wie einen Tschik".
Mit der ihr eigenen Unverfrorenheit erkundet die Händler Problemzonen des Alltags, kramt im Erinnerungskisterl, macht sich Gedanken über das Leben nach dem Tod und Existenzängste und lamentiert über die Gnadenlosigkeit des körperlichen Verfalls: Fledermausärmel und Wolkerlspeck, wobei sich Sarkasmus ins Zwischenmenschliche mischt.
Autobiografisch
Mit dem Mann ist es wie mit dem Alkohol: Er ist keine Lösung. Aber kein Alkohol ist auch keine Lösung. Am Boulevard der Peinlichkeiten trifft sie ihre esohysterische Freundin Elfi und plaudert mit Pipifax, der Penis-Puppe in der Burn-out-Krise. Und sie hört und hört nicht auf zu reden, blödeln, granteln, jubeln etc. Auf ihren Irrwegen hilft ihr ein Navigationsgerät mit Alfred Dorfers Stimme.
Nach der tragikomischen Milieustudie "Diskret - eine Peep Show" ist ihr jüngster Coup, von Angelika Hager und der Kabarettistin selbst getextet, "ziemlich autobiografisch. Und sogar verharmlost. Denn die Wahrheit glaubt mir sowieso keiner. Die Realität ist oft schlimmer und absurder als Kabarett."
Deshalb lässt sie auf der Bühne viele der Geschichten "einfach woanders hinlaufen, weil sonst jeder glaubt, sie wären erfunden, und mir niemand mehr glaubt, was in Wirklichkeit abgelaufen ist."