Thema/Best of Kabarett

Alfred Dorfer: Pointenkapriolen

Von seinen ersten theatralen Ambitionen schweifen Alfred Dorfers Gedanken ab zum neuen Europa. Dann geht's sprunghaft im assoziativen Slalom durch die Weltgeschichte zu den alten Griechen und in die globalisierte Fußballwelt. Zudem kreuzen sich Fremd- und Selbstwahrnehmung: von der korrekten Art, Zecken zu entfernen bis zur wiespältigen Namensgebung von Flugunternehmen.

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Die Macht der Bilder, der Turmbau zu Babel, EU, Tsunami, Mozartjahr, Odyssee, Terrorismus, Migration, Demokratie, Globalisierung, Wirtschaftsdiktat ... Alles kugelt in "fremd" wild durcheinander wie in einer Nachrichtensendung und hängt doch irgendwie
zusammen, was mehr zu erahnen als zu begreifen ist. Dorfer schlüpft in die Rolle eines
neoliberalen Arschlochs: "Ja, aber ein nach allen Seiten offenes Arschloch!" Oder eines vom Raiffeisenverband gesponserten "ÖVP-Künstlers": "In Italien werden auch viele
Filme von der Mafia finanziert." Er diskutiertmit dem Spezialisten für alles und Bassisten Gunkl Nonsensfragen: "Warum sind Gurken so schwer verdaulich, obwohl der Raum auch gekrümmt ist?" Reißt Witze: "Österreichischer Fußball hat was von Paralympics."Macht Späße: "Beim Psychiater erzähle ich von meinen Problemen und bezahle dafür. In der Kunst erzähle ich von meinen Problemen, und Sie bezahlen!"

Konjunktiv-Biografien

Wie in "Badeschluss" spielt Dorfer mit verschiedenen Identitäten. Die Frage ist: Reicht die eigene, gelebte Biografie im Zeitalter der virtuellen Parallelidentitäten überhaupt noch aus? Oder entsteht sie erst, wennman sie mit geträumten Biografien teilt, die
man auch hätte leben können? Dorfer entwirft gleich drei zusätzliche Facetten seiner selbst: den kantischen Denker, den sozialverträglichen "Zwischenmenschen" und
den gewinnmaximierenden Profitler. Er fragt sich und uns, welche eigenen Bilderman vor einer visuellen Welt noch verteidigen kann, und untersucht mit schwarzem Humor,
was geschieht, wenn den Menschen die eigenen Bilder abhanden kommen und durch unentrinnbar aufgedrängte ersetztwerden. Ist das noch Kabarett oder schon Theater? Wurscht. Es ist Alfred Dorfer. Der balanciert zwischen Satire, Theater und schräger Philosophie. "fremd" funktioniere "frei nach Nestroy. Es gibt ein bestehendes Stück, das gleich bleibt und den Rahmen bildet. Aber die Aperçus und Improvisationen, bei Nestroy die Couplets, behandeln tagesaktuelle Themen, die zum Stück passen und auf das jeweilige Publikumeingehen."