Mit Maß zum Ziel
Von Marion Hauser
Woran erkennt man einen guten Herren-Schneider? Wenn er selbst nicht viele Anzüge besitzt. Denn die Zeit, sich welche zu nähen, fehlt Zoltan Röszler ganz einfach.
Deshalb muss man prominente und monetär potente Kunden in seinem Atelier in der Wiener Bankgasse nicht suchen, wie die Stecknadel im Heuhaufen. Die Stecknadeln befinden sich vielmehr auf feinstem Tuch, aus dem der einstige Theater-Gewandmeister schon Kreationen für Friedrich von Thun, Otto Tausig, Helmut Lohner, Tobias Moretti, Fritz Karl und sogar John Malkovich anfertigte. Zoltan Röszler: „Moretti hatte einen Dreh und ich musste den Anzug ohne Probe, nur mit den Maßen und einem Foto machen. John Malkovich hatte bei seinem Wien-Gastspiel nur für eine Probe Zeit.“ Das sind Herausforderungen, die nur leidenschaftliche Könner nicht umwerfen. Denn üblicherweise berechnet der tapfere Schneider 100 Stunden Handarbeit pro Kombination (ab 3500 Euro). Und wenn Zoltan so aus dem Nähkästchen plaudert, kommt man auch auf sein Geheimnis drauf: „Ich habe mich in die Anzug-Schnitte der 1920er- und 1930er-Jahre verliebt. Schmale Brust, sehr tailliert, keine Schulterpolster. Mit einer kleinen Naht auf der Seite stelle ich eine Balance her, damit das Sakko nie wegsteht. Das trägt sich wie ein T-Shirt.“
Auf die Idee hat ihn Werbe-Guru Christian Satek gebracht: „Wir kamen vor längerer Zeit zusammen, weil sein alter Schneider, der das konnte, gestorben ist. Der Koschir am Graben. Ich habe diesen Schnitt sechs Jahre perfektioniert und viele Männer davon überzeugt.“