Leben/Mode & Beauty

Berlin Fashion Week: Influencer statt Promis

Die nackten Tierschützer waren schon da, Harald Glööckler auch. Fachbesucher checken bei den Messen ein, Models werden für den Auftritt zurechtgezupft. Alles wie immer bei der Berliner Fashion Week? Nein. Das Zelt am Brandenburger Tor gibt es längst nicht mehr, alles wirkt eine Nummer kleiner. Mehr Mode, weniger Zirkus.

Samt und Grasgrün

Der Sponsor Mercedes-Benz, der seit 2007 zweimal im Jahr einen Teil der Modewoche ausrichtet, hat seinen Schauenplan eingedampft und einen neuen Ort gefunden. Das E-Werk hat noch genug Industriecharme, um als berlintypisch durchzugehen. Draußen überträgt eine Großleinwand das Geschehen. Das dürfte im Sommer besser funktionieren als im Schneematsch. Die Fashion Week Berlin soll zugänglicher werden: Für alle, die nicht auf der Gästeliste stehen, gibt es ein paar Karten zu gewinnen.

Die erste Show bestritt Dawid Tomaszewski, eine Ehre für den deutsch-polnischen Designer. Eine seiner Kreationen sieht aus wie eine karierte Picknickdecke, dazu Samt und durchsichtige Tops.

Bei einer Show raunte eine Zuschauerin: "Es gab Zeiten, da war Boris Becker da." Das ist eine beliebte Klage bei der Fashion Week: zu wenige Promis. Blogger sind passe. Heute sitzen "Influencer" im Publikum, die durch ihre Internet-Posts mit vielen Bildern oder Videos Einfluss haben, was für Werbung und Modefirmen interessant ist. Riccardo Simonetti ist einer davon. Als Blogger wurde er in den Shows hinten platziert, als Influencer sitzt er heute vorne. Seine Trendprognose für den nächsten Winter: unifarbene Ski-Anzüge und voluminöse Kunstfelljacken. Letztere sollte man "mit möglichst wenig Stoff drunter tragen".

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Das E-Werk ist nicht der einzige Schauplatz. Im Modeformat Berliner Salon im Kronprinzenpalais stellen Trendsetter wie Perret Schaad, die Wienerin Marina Hoermanseder und William Fan ihre Kollektionen vor. Bei den Messen gibt es einen großen Ansturm, sagte Anita Tillmann. Die Geschäftsführerin der Premium-Gruppe ist für vier der Messen im Rahmen der deutschen Modewoche verantwortlich und kennt die Trends. Überall werden Logos zu sehen sein, meint sie. Die Mischung aus Sportlichem und Fashion bleibe beliebt ("Athleisure"). Und: "Hässlich ist das neue Schön." Das gilt laut Tillmann für "Statement-Items". Das sind Stücke, die bewusst als Blickfang gewählt werden, wie klobige Schuhe.