Tippi Hedren: "Ja, er hat mich sexuell belästigt!"
Von Nina Ellend
Zum Gruß streckt Tippi Hedren (85) prinzipiell nur die Faust entgegen: "Ich schüttle seit fünf Jahren keine Hände mehr. Seitdem war ich nicht mehr krank", sagte die einstige Hitchcock-Muse im KURIER-Gespräch im Hotel Intercontinental vor ihrem Gala-Auftritt als "Viennale"-Stargast im Gartenbaukino. Am Donnerstag glänzte die "Vögel"-Ikone und Mutter von Melanie Griffith (58) bei der ihr gewidmeten Vorführung des Klassikers "Marnie".
KURIER: Mit Ihren Charity-Projekten und als Model haben Sie die ganze Welt gesehen. Aber in Wien sind Sie zum ersten Mal.
Tippi Hedren: Ich bin wirklich keine junge Frau mehr (lacht) und habe soviel von der Welt gesehen. Und ich wollte immer einmal nach Wien, wegen der Architektur und um in die Oper zu gehen. Aber es hat sich leider nie ergeben.
Sie sind so schlank. Werden Sie österreichische Schmankerln wie die Sachertorte kosten?
Ich habe generell ein Problem mit dem Essen, weil ich keinen Geschmacks- oder Geruchssinn habe. Lebensmittel haben keine Priorität für mich. Ich esse, um zu überleben. Ich kann es nicht genießen, das ist sehr traurig.
Wie kam es denn dazu?
Während meiner zweiten Ehe bin ich schwer gestürzt. Mein Mann war wegen einer Nierenoperation im Spital. Als er ins Aufwachzimmer kam, schrie er vor Schmerz. Ich war schockiert und fiel in Ohnmacht. Dabei schlug ich mit meinem Kopf an den Metall-Rahmen seines Bettes. Ich lag drei Tage im Koma. Als ich aufwachte, konnte ich weder riechen noch schmecken.
Wie wirkt sich dieser Zustand auf Ihr tägliches Leben aus?
Es ist gefährlich. Wenn ich reise, kann ich nur das essen, was andere bestellen. Ich habe keine Gas-Anschlüsse mehr im Haus, weil ich es im Notfall nicht riechen kann. Es ist sehr deprimierend, keinen Kaffee, kein Parfüm oder den Regen riechen zu können.
Es war wundervoll, bis er mit seiner Obsession begann. Er hat mich sexuell belästigt und mich bedrängt. Er war ein wundervoller Lehrer. Und er hat alles zerstört.
Sie beendeten die Zusammenarbeit nach dem Psychothriller "Marnie" (1964). Danach ging es mit Ihrer Karriere bergab ...
Ich hätte ihn klagen können, aber ich wollte nur, dass er so schnell wie möglich aus meinem Leben verschwindet. Ich habe dann schnell geheiratet, um darüber hinwegzukommen. Auch ein Fehler.
Nach Ihrer dritten Ehe leben Sie jetzt mit Löwen zusammen.
Ja, aber nach insgesamt sieben schrecklichen Unfällen leben sie nicht mehr bei mir im Haus, sondern im Gehege. Die Löwen kommen nicht mehr mit Menschen in Kontakt. Es ist zu gefährlich.
Gibt es auf Ihrer Ranch Shambala in der kalifornischen Mojave-Wüste auch Raben, wie in "Die Vögel"?
Es gibt einige davon, und ich liebe sie. Sie teilen sich das Fleisch mit den Löwen. An die Dreharbeiten erinnere ich mich gerne, besonders an einen genialen Raben, der dazu abgerichtet war, besonders schlimm zu sein. Ausgerechnet er wurde zu meinem Freund, saß immer auf meiner Schulter und meinem Kopf und spielte mit meinem Make-up.
Verdankt Ihnen Ihre berühmte Tochter Melanie Griffith das Schauspiel-Talent?
Ich habe sie nicht dazu gedrängt. Sie begleitete einmal eine Freundin zu einem Treffen mit einem Produzenten. Der wollte aber Melanie für die Rolle. Ihr Erfolg als Schauspielerin hat mich überrascht.