Was Charles und Camilla in Wien treiben
Von Julia Schrenk Christina Michlits Dominik Schreiber Katharina Zach Lisa Trompisch Peter Temel Elisabeth Spitzer
Rund 100 Gäste haben am Mittwochabend am Staatsbankett für den britischen Thronfolger Prinz Charles in der Wiener Hofburg teilgenommen. Unter den Gästen war auch die britische Stardesignerin Vivienne Westwood mit ihrem österreichischen Mann Andreas Kronberger. "Es war mir eine Ehre, Westwood bei Van der Bellens Abendessen für den Prince of Wales und die Duchess of Cornwall zu treffen", schrieb der britische Botschafter Leigh Turner auf Twitter.
Bundespräsident Van der Bellen freute sich in seiner Rede darüber, dass sein erster offizieller Empfang dem Thronfolger gebühre. Charles begann und beendete seine Ansprache auf Deutsch. Er erinnerte sich darin, dass er in Österreich schon Ski fahren war und er 1986 zum ersten Mal Wien besucht hatte. In seinem Trinkspruch ließ er die dauerhafte Freundschaft zwischen den beiden Ländern hochleben. Musikalisch begleitet wurde der Abend von Musikern der Wiener Philharmonikern, Mozart und Strauss spielten, berichtete KURIER-Autor Georg Markus, der als einiger Journalist zu Gast war.
Kein Wort von "Brexit"
"Das Wort Brexit ist nicht gefallen", berichtete Markus in der ZiB24 des ORF vom Staatsbankett (siehe Video). Man habe aber "deutlich gespürt, dass das eine Charmeoffensive Großbritanniens ist", stellte Markus den Besuch von Charles und Camilla in den aktuellen politischen Kontext rund um den EU-Austritt Großbritanniens.
Kein Zwischenfall
Zwischenfall habe es bei dem Bankett anders als beim ersten Besuch Charles' vor 31 Jahren nicht gegeben. "Es ist kein Sessel umgeworfen worden", sagte Markus mit Blick auf den Fauxpas von Charles damaliger Ehefrau Lady Diana, die sich während einer Rede des Wiener Ex-Bürgermeisters Helmut Zilk erhoben und ihren Sessel umgestoßen hatte.
Unterbewertet
Charles sei "ein besonders gewinnender und charmanter Mann". Er sei aber "ein bissl unterbewertet", weil er bisher "wenig Chance gehabt" habe, "sein staatsmännisches Können und Auftreten zu zeigen", sagte Markus in Anspielung auf Langzeitregentin Queen Elizabeth II. "Ich glaube, er könnte es sehr gut."
Nachhaltigkeit
Auf der Gästeliste standen nicht nur Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur, sondern auch – und das ist eher unüblich – aus den Bereichen Landwirtschaft und Nachhaltigkeit. "Das war der Wunsch der königlichen Hoheiten“, sagt Astrid Salmhofer, Sprecherin der Hofburg. Geladen waren "Paradeiser-Kaiser" Erich Stekovics aus dem Burgenland und Gerhard Zoubek vom Bio-Hof Adamah. Angekündigt waren auch Schokoladefabrikant Josef Zotter, die britische Designerin Vivienne Westwood samt österreichischem Mann Andreas Kronberger, Philharmoniker-Chef Andreas Großbauer (ohne Ehefrau und Opernball-Organisatorin Maria), Belvedere-Chefin Stella Rollig, der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, die Chefin des Volkstheaters, Anna Badora.
Als Vertreter der Politik: Bundeskanzler Christian Kern, Umweltminister Andrä Rupprechter, Verkehrsminister Jörg Leichtfried, Staatssekretärin Muna Duzdar und der zweite Nationalratspräsident Karl-Heinz Kopf.
Zuerst zum Demel
Am Mittwoch um exakt 15.23 Uhr setzte der grau lackierte Airbus A-330 der "Royal Air Force" auf der Landebahn des Wiener Flughafens auf. Damit begann der dreitägige royale Besuch der Windsors in Österreich. Am Airport wurden sie von Staatssekretärin Muna Duzdar, dem britischen Botschafter Leigh Turner und Oberstleutnant Wolfgang Landau, dem Chef der Polizei-Eskorte, in Empfang genommen.
Als Erstes besuchten Charles und Camilla die K&K-Hofzuckerbäckerei Demel. Viel Zeit blieben dem Thronfolger und seiner Frau nicht, da ihr Programm sehr eng getaktet war. Sie wählten beide Tee, Charles trank noch eine Melange.
"Diana wär’ mir lieber"
Die Wiener reagierten – typisch wienerisch: "Aha, da wird heut ois abg’sperrt", sagte ein Mann, der mit seinem Hund am Michaelerplatz äußerln ging, wenig aufgeregt. "Die Diana wär’ mir lieber", war etwa vor dem Demel zu hören. Dennoch kamen zahlreiche Schaulustige, als Ihre Königlichen Hoheiten, der Prince of Wales und die Duchess of Cornwall, vorbeischritten. Auch viele britische Touristen waren entlang der Route zu sehen. Vom Demel ging es zur Hofburg, wo sie gegen 17 Uhr von Bundespräsident Alexander Van der Bellen empfangen wurden.
Kurz darauf wurde es für die Schaulustigen erstmals spannend, denn da spazierten die Windsors über den Ballhausplatz ins Bundeskanzleramt, wo ein Treffen mit Kanzler Christian Kern auf dem Programm stand.
Platzverbote gab es keine, das Polizeiaufgebot war und ist jedoch enorm. "Es kann sein, dass die Menschen vereinzelt einen Blick auf Ihre Königlichen Hoheiten erhaschen", sagt Lukas Wiesböck, Sprecher der britischen Botschaft in Wien, aber: "Allzu viel sehen wird man vermutlich nicht." Jeweils mehrere Hundert Beamte in Zivil und Uniform werden im Einsatz sein, um für die Sicherheit des Paares zu sorgen.
Wachauer Marillen
Um 20 Uhr war das Staatsbankett des Bundespräsidenten für die königlichen Hoheiten angesetzt. Serviert wurde ein traditioneller Tafelspitz vom österreichischen Bio-Rind mit Schnittlauchsoße und Apfelkren. Dazu Bio-Wein vom Nikolaihof in der Wachau. Zum Dessert wurde Wachauer Marillenstrudel gereicht. Auf der Gästeliste standen nicht nur Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur, sondern auch – und das ist eher unüblich – aus den Bereichen Landwirtschaft und Nachhaltigkeit. "Das war der Wunsch der königlichen Hoheiten", sagt Astrid Salmhofer, Sprecherin der Hofburg.
Darunter waren "Paradeiser-König" Erich Stekovics aus dem Burgenland und Gerhard Zoubek vom Biohof Adamah. Anwesend waren auch Schokoladefabrikant Josef Zotter, die britische Designerin Vivienne Westwood samt österreichischem Ehemann Andreas Kronberger, Philharmoniker-Chef Andreas Großbauer (ohne Ehefrau und Opernball-Organisatorin Maria), Belvedere-Chefin Stella Rollig, der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, die Chefin des Wiener Volkstheaters, Anna Bodora, und die Direktorin des Vienna English Theaters, Julia Schafranek.
Als Vertreter der Politik: Bundeskanzler Christian Kern, Umweltminister Andrä Rupprechter, Verkehrsminister Jörg Leichtfried, Staatssekretärin Muna Duzdar und der zweite Nationalratspräsident Karl-Heinz Kopf. Dazu KURIER-Kolumnist Georg Markus (als einziger Journalist) sowie Dagmar Koller, die Prinz Charles bei seinem ersten Wien-Besuch 1986 kennengelernt hatte.
Die Nacht auf Donnerstag verbringen die Royals standesgemäß im Sacher.
Auf die Royals zu warten, das ist so eine Sache. Entweder man hat Pech und sieht vor lauter Polizisten, Absperrungen und Mitarbeitern gar nichts. Oder man hat Glück und erhascht tatsächlich einen Blick auf winkende Windsor-Arme.
Und die Wiener, die hatten am Mittwoch Glück. Sie erhaschten nicht nur winkende Windsor-Arme (das auch), sie durften auch Hände schütteln. Und zwar die von Her Royal Highness The Duchess of Cornwall: Camilla.
Denn die Herzogin und Österreichs First Lady Doris Schmidauer hielten sich kurzerhand nicht ans Protokoll: Nach dem Empfang beim Bundespräsidenten in der Hofburg schritt Camilla nicht schnurstracks zur Limousine, die sie ins Hotel Sacher bringen sollte.
Nein, die Ladys bogen links ab und besuchten spontan die Schaulustigen, die hinter der Absperrung warteten und applaudierten. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie zu uns kommt“, sagt Sabrina Walter, die angibt, ein Fan der Royals zu sein. Umso größer sei die Freude gewesen, als sich die Herzogin zu ihren Fans aufmachte. „Good afternoon“ habe Camilla gesagt und „Hello“. „Und das zirka 1000-mal“, sagt Anton Wagner (21), der in den Genuss eines Handshakes kam. Wie das so ist, ein royales Händeschütteln? „Zittert hat’s, die Camilla. Wahrscheinlich ist sie nicht gewohnt, dass so viele Leute auf sie warten“. Wagner war am Mittwoch mit seinem Freund Ante Adzaga eigentlich für das Konzert von Philipp Poisel von Graz nach Wien gekommen. Aber weil am Nachmittag ohnehin noch Zeit war, versuchten sich die beiden im royalen Sightseeing.
Auch Elisabeth Fischer, extra aus dem Burgenland angereist und in den Farben des Union-Jack gekleidet (blauer Pulli, weiße Jacke, roter Schal), schüttelte Camilla die Hand. „Der Charles wär’ mir lieber gewesen“, sagt sie. Überhaupt sei es „arg“, dass so weiträumig abgesperrt wurde und so viele Sicherheitskräfte herumstehen würden. „Da sieht man ja kaum was“, sagt Elisabeth Fischer.
Dass sich Camilla volksnah gab, stimmte Frau Fischer dann aber doch versöhnlich. „Ich bin eh zufrieden. Den Charles hab’ ich schon vorher beim Demel gesehen. Aber das war wichtig, weil als König wird er nimma nach Wien kommen.“