Robert Meyer: „Pension ist für mich ein Fremdwort“
Mit der U-Bahn kommt der Herr Direktor in den Belvedere Park. Chic im dunkelblauen Anzug, ohne Krawatte, dafür mit Schirm. Ein Spaziergang im Regen macht dem Volksopernchef Robert Meyer nichts aus. „Wir wohnen um die Ecke. Wenn ich am Sonntagabend Vorstellung habe und zu faul bin, in den Prater zu fahren, dann ist das ein sehr schöner Spaziergang. Der Park ist wunderschön, und vor allem ist daneben der Botanische Garten“, erzählt der gebürtige Deutsche.
Seit sechs Jahren leitet er das Haus am Währinger Gürtel. Bis 2017 läuft sein Vertrag. Was kommt dann? „Pension ist für mich ein Fremdwort. Was auch immer danach ist, in Pension werde ich nie gehen.“ Wird man ihn von der Bühne tragen? „Ich hoffe nicht“, sagt Meyer und lacht herzhaft wie ein junger Bursch. „Solange man gesund ist, sollte man, wenn man mit so einer Begeisterung etwas macht, ruhig weiter machen. Ob das die Schauspielerei, die Arbeit als Regisseur oder was auch immer ist, egal.“
Runder Geburtstag
Mit dem Alter hat der Vater zweier Kinder (28, 31) kein Problem. „Früher, als man jung war, hat man immer gelacht, wenn jemand gesagt hat, er wünsche vor allem Gesundheit. Heute weiß ich, dass Gesundheit das Allerwichtigste ist. Mehr wünsche ich mir nicht.“
Jetzt konzentriert er sich einmal auf seine nächste Aufgabe. Am 14. September ist die Premiere des Musicals „Sweeney Todd“, in dem er in die Rolle des Peinigers und Tyrannen Turpin schlüpft. Vor ein paar Jahren noch, als er den gleichnamigen Kinofilm mit Johnny Depp sah, sagte er „nur über meine Leiche“ komme das blutrünstige Stück in sein Haus. Was hat ihn umgestimmt? „Eine Vorstellung im Westend in London. Die geniale Musik hat mich überzeugt. Sie und der makabre Humor kommen im Film nicht wirklich zur Geltung.“
In der Volksoper wird es „ein wahnsinniges Bühnenbild“ mit drei Drehbühnen geben. Auch, wenn es nicht so blutrünstig wie im Film zugehen werde, empfiehlt die Volksoper, Kinder bis zum Alter von 12 Jahren nicht mit ins Theater zu nehmen.
Kein Choleriker
Absolute Stille herrscht dagegen in der Früh, bis er das Haus verlässt. „Frühstück ist die heiligste Mahlzeit des Tages. Da wird wenig gesprochen.“ Erst, wenn er sich von seiner Frau verabschiedet und in die Volksoper fährt. Dort verbringt der leidenschaftliche Künstler die meiste Zeit. Schon in der Schule gründete er mit seinem Zwillingsbruder, der ihm zum Verwechseln ähnlich sieht, eine Theatergruppe. Kaum hatte er mit 17 Jahren den Gesellenbrief nach der kaufmännischen Lehre, ist er ins Mozarteum nach Salzburg abgehaut. Sein Bruder wurde Polizist und leitet nebenberuflich immer noch das Laientheater in Trostberg.
Penetrante Ordnung
Info: „Sweeney Todd“, Der Barbier des Grauens aus der Fleet Street, ein Musical-Thriller. Ab 14. 9. 2013 in der Wiener Volksoper.