Prinz Charles im ewigen Wartestand: Weshalb die Queen wohl nie abdanken wird
Die ganze Welt blickte am vergangenen Samstag nach Windsor, wo die britische Königsfamilie mit einer bewegenden Trauerfeier Abschied vom Ehemann von Queen Elizabeth II. genommen hat. Beim Anblick der gebeugten - aber gefasst wirkenden Königin - stellte man sich umgehend die Frage, ob und wie die 95-Jährige den Dienst im Zeichen der Krone wieder aufnehmen wird. Unstrittig ist, dass Elizabeth und Philip jahrzehntelang ein eingespieltes Team bildeten.
Königin Elizabeth II. und Prinz Philip haben eine "für menschliche Verhältnisse fast unendlich lange Ehe geführt", meint Andrew James Johnston, Professor für Englische Philologie an der Freien Universität Berlin - im vergangenen November begangen sie ihren 73. Hochzeitstag. Aus menschlicher Perspektive sei das ein massiver Einschnitt, und trotzdem, dass die Queen als Reaktion auf den Tod ihres Mannes abdanken könnte, glaubt Johnston nicht. "Es hat in der jüngeren englischen Geschichte ja überhaupt nur eine Abdankung gegeben, nämlich die von Edward VIII. im Jahr 1936, und damit sind extrem ungute Erinnerungen verbunden." Insbesondere in den vergangenen Jahren sind die engen Verbindungen Edwards zum Nationalsozialismus intensiv beleuchtet worden.
"König Charles" muss warten
"Als Konsequenz auf den Skandal um Edwards Rücktritt ist auch ein bestimmtes Rollenverständnis der Monarchie entstanden", erläutert Johnston. "Eines, bei dem der Monarch nicht so stark als Persönlichkeit hervortreten darf. Edward war ja sehr leichtfertig mit Traditionen und Verfassung umgegangen, er träumte von der Rolle eines Volksmonarchen." Ganz im Gegensatz dazu nehme sich die Queen als Person sehr zurück. Vor diesem Hintergrund wäre eine Abdankung eine viel zu starke, zu emotionale Reaktion auf den Tod ihres Ehemanns.
Genauso sieht es der in London ansässige Queen-Biograf Thomas Kielinger: "Das Wort Abdankung kann man streichen", betont er. "Die Königin ist geprägt durch ihr Erlebnis, als sie zehn Jahre alt war und der Onkel um der Liebe willen zurücktrat." Diese Krise sei fest in sie eingeschrieben.
Der Dienst am Land und seiner Verfassung bedeute für sie, dass man nicht zurücktrete, erklärt der Experte. "Das Einzige, was man sich vorstellen kann, ist, dass sie krank wird und nicht mehr fähig ist, die Geschäfte auszuführen. Dann kommt Charles als Regent an die Reihe. Dann heißt er nicht König, sondern Regent. Es ist undenkbar, dass wir zwei amtierende Könige haben. Da ist die eiserne Geschichte Englands ein Kontinuum, an dem niemand rütteln wird."
Am 21. April feierte Königin Elizabeth ihren 95. Geburtstag. Ihr eisernes Pflichtbewusstsein, stellte sie die letzten Jahrzehnten unter Beweise. die Überzeugung, ihr Leben ihrer Verpflichtung als Moanrchin zu widmen, wurde bereits 1947 deutlich, als sie ihr Leben an ihrem 21. Geburtstag in einer Radiorede dem Commonwealth widmete: "Ich erkläre vor Ihnen allen, dass mein gesamtes Leben - ob lang oder kurz - dem Dienst an Ihnen und dem Dienst an unserer großen, imperialen Familie, zu der wir alle gehören, gewidmet sein wird."