Pierce Brosnan bekennt: „Ich wollte Brando oder De Niro werden“
Von Elisabeth Sereda
"Grüße von der hawaiianischen Insel!“ So beginnt Pierce Brosnan (67), mein persönlicher Lieblings-Bond unser Zoom-Interview. Man kann die Quarantäne offenbar auch genießen, wenn man ein Haus am Meer hat, mit einer durchschnittlichen Außentemperatur von 30 Grad Celsius.
Ganz anders, als es beim Dreh zu seinem neuesten Film „Eurovision Song Contest“ (zu sehen auf Netflix) war. Da fror er sich in Island die Zehen ab. Brosnan ist braun gebrannt und wie immer bestens gelaunt.
KURIER: Wo befinden Sie sich gerade?
Pierce Brosnan: Ich sitze an der Nordküste von Kauai mit meiner Frau Keely und unseren Söhnen Dylan und Paris. Derzeit ist es etwas bewölkt, ich sitze am Küchentisch und warte darauf, dass die Sonne hervorkommt. Was meist nicht lange dauert. Natürlich ist niemand sehr weit weg vom Virus, auch ich nicht. Die Welt ist winzig und selbst das Paradies ist eine Illusion. Ich habe zwei enge Freunde an Covid verloren, Jay Benedict, mit dem ich am Theater gearbeitet habe, und Andrew Jack, mein Dialektlehrer für die James-Bond-Filme.
Haben Sie Angst vor der Krankheit?
Klar, keine Frage. Jeder von uns hat Angst. Wir haben so etwas in unserem Leben noch nie erlebt. Und wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, reflektierte man in einem solchen Fall schon, und setzt sich mit seiner Sterblichkeit auseinander. Und ich bin mir auch bewusst, wie viel Glück ich im Leben habe, und schätze es nun mehr denn je.
Welche Lebenseinstellung haben Sie heute?
Ich bin dankbar. Dankbar für alles. Die großen und die kleinen Dinge. Im Universum ist das alles gleich. Das klingt jetzt sehr esoterisch, aber dieses Wissen gibt mir eine innere Ruhe und ein Selbstbewusstsein. Ich weiß, ich bin ein guter Vater, ein guter Ehemann und wenn alles klappt, ein guter Schauspieler. Dafür bin ich dankbar.
Als Ire ist der Song Contest ja sicher nicht an Ihnen spurlos vorübergegangen.
Ich war ein junger Bühnendarsteller, als ABBA mit „Waterloo“ gewannen. Aber der Grund, warum ich den Film machen wollte, obwohl die Rolle klein war, war Will Ferrell. Ich bin ein Fan.
Wollten Sie jemals Sänger werden?
Oh Gott, nein. Ich wollte Marlon Brando oder Robert De Niro werden. Wir Schauspieler schauten damals auf Popstars herab, und der ,Song Contest’ war ohnehin nur frivol. Und dann sang ich in „Mamma Mia!“ (lacht)
Seit „Goldeneye“, Ihrem ersten Bond-Film, sind 25 Jahre vergangen. Rückblickend – was waren die Highlights?
Ich hatte vor allem Angst, auf die Nase zu fallen. Stunts nicht hinzubekommen und mich fürchterlich zu blamieren. Mein erster Drehtag, da traf es mich wie ein Schlag. Die enorme Arbeitsleistung für alle, die da involviert waren. Die Verantwortung dieser legendären Franchise gegenüber. Und das Wissen, wenn ich es richtig mache, dann habe ich eine Karriere.
Was machen Sie eigentlich den ganzen Tag?
Ich schwimme mit Keely, wir gehen spazieren, sie kocht aus Leidenschaft, wir spielen Federball mit unseren Söhnen, und eigentlich sollte ich meine Memoiren schreiben, aber ich bin entsetzlich faul. Ich habe auch ein Studio in meinem kleinen Cottage, in dem ich male. Und wenn ich mir aussuchen könnte, einen berühmten Maler zu spielen, dann wäre das Gustav Klimt.