Fassbender über "Alien", die Kirche und schwierige Filme
Von Elisabeth Sereda
Blut, Eingeweide und Monster-Aliens, die aus menschlichen Bäuchen bersten. Das sind die gschmackigen Zutaten aller "Alien"-Filme, seit Ridley Scott die Reihe 1979 erfunden hat. In "Prometheus", dem Vorgänger zum aktuellen "Alien Covenant", erfand er einen allzu menschlichen Roboter namens David und besetzte die Rolle zur Freude aller Damen mit Michael Fassbender. Im neuen Film verdoppelt sich David – er wird geklont. Und das führt zu extrem seltsamen Szenen, wie der Schauspieler im KURIER-Interview eingesteht.
KURIER: Sie spielen nicht nur David, sondern auch Walter, und die beiden sind sich nur äußerlich ähnlich. Erklären Sie das.
Michael Fassbender: David und Walter repräsentieren die zwei verschiedenen Seiten des Spektrums, der eine ist flamboyant, interessant und irgendwie auf der guten Seite. Walter ist das Gegenteil. Fad, fantasielos, ein Mitläufer, kein Leader. Erfüllt seine Pflichten, aber ist kein Guter. Deshalb war es auch nicht schwer, beide Rollen zu spielen. Sie sind sich nicht ähnlich, also war es, als würde ich wirklich zwei völlig verschiedene Charaktere spielen.
Im Film stellen Sie die Frage: "Vater, wenn du mich kreiert hast, wer hat dann dich kreiert?" Sind Sie Sie selbst eigentlich auch religiös?
Ich bin spirituell, ich glaube an eine höhere Macht, aber ich folge keiner bestimmten Religion. Wir stammen vom Affen ab, und wer ihn kreiert hat, weiß ich nicht. Als Kind war ich der oberste Ministrant und hatte sogar die Schlüssel zur Kirche. Einmal habe ich vergessen aufzusperren... das war ein Theater! Zwei Priester und die gesamte Glaubensgemeinschaft warteten vor der Tür und konnten nicht rein für die Messe. Ich habe in die Kirche gehen immer als super langweilig empfunden.
Haben Sie in der katholischen Kirche irgendwas fürs Leben gelernt?
Ja: wenn du schön beichtest, kannst du dich immer wieder versündigen, ha! Ich meine, wenn man unbedingt Regeln braucht im Leben, dann sind die zehn Gebote ganz ok. Nicht morden und nicht mit der Frau des Nachbarn…Sie wissen schon.
Ist Schauspielen aus Ihrer Sicht eigentlich Kunst oder Handwerk?
Das ist eine Trickfrage. Weil man als Schauspieler wie ein eingebildeter Arsch klingt, wenn man sagt, Schauspielen ist Kunst. Lassen Sie es mich so sagen: ich sehe einen Film als Haus. Damit ist der Regisseur der Architekt, und ich bin der Tischler. Ich baue die Stiege. Und manchmal bin ich zufrieden damit, wie die Stiege aussieht, und manchmal denke ich mir, naja, die Stiege ist ein wenig wackelig. Aber wenn nur die Stiege wackelig ist, bricht nicht das gesamte Haus zusammen. Wenn das ganze Haus wackelig ist, na gute Nacht.
Sie waren zwei Jahre alt, als der Original-"Alien"-Film herauskam. Erinnern Sie sich, wann Sie ihn gesehen haben, und was Ihre Reaktion auf das Werk von Ridley Scott war?
Ich war zehn, und er hat definitiv einen Eindruck hinterlassen, wenn auch keinen so großen wie "Wonderwoman" und "Texas Chainsaw Massacre"! "Wonderwoman" war mein absoluter Lieblingsfilm, sehr zur Freude meiner Eltern, die dachten, dass ich wohl extrem frühreif bin.
Alles Gute, übrigens, Sie ja sind vor kurzem 40 geworden. Wie fühlt es sich an?
Gut und schlecht. Ich fühle mich gut, was mein Leben betrifft, und alles, was ich erreicht habe. Und ich fühle mich schlecht, weil Älterwerden immer furchtbar ist. Mein Geburtstag war nett. Meine Schwester hat eine Überraschungsparty in Irland geplant, die keine Überraschung war, weil sie mir Bescheid geben musste, damit ich überhaupt hinfliege. Es kamen Freunde, die ich seit der Highschool nicht mehr gesehen habe, und viele, die ich kenne seit wir fünf waren.
Was ist für Sie als Schauspieler eigentlich schwieriger: zwei Charaktere im selben Film zu spielen wie bei "Alien", oder in sechs Wochen-langen Dreharbeiten nackt rumzurennen und Sex zu simulieren?
Haha, das Letztere! Wenn ich meine zwei schwierigsten Filme nennen müsste, würde ich sagen Shame und Steve Jobs.
Es ist mir bewusst, dass es sinnlos ist, Sie nach Ihrer Freundin (die schwedische Schauspielerin Alicia Vikander, Anm.) zu fragen, aber: haben Sie nun endlich ein Haus, in dem Sie beide gemeinsam leben?
Nein, ich lebe immer noch aus Kisten. Oder bei meiner Freundin!