J. K. Rowling äußert sich erneut transphob, Daniel Radcliffe distanziert sich
Ihr Talent fürs Geschichtenerzählen und ihr Umgang mit Sprache haben der britischen Autorin J. K. Rowling zu Weltruhm verholfen. Weltweit waren und sind die Romane rund um Zauberschüler Harry Potter aus keinem Kinderzimmer mehr wegzudenken. Dass Rowlings Verständnis für die Macht der Sprache allerdings offenbar aufhört, wenn es nicht um Fiktion, sondern um reale Auswirkungen geht, verdeutlicht sie - erneut - durch einen Social-Media-Post.
Wohlgemerkt: Es ist nicht das erste Mal, dass Rowling Transfeindlichkeit nachgesagt wird. Im Dezember 2019 solidarisierte sie sich mit einer britischen Wissenschaftlerin, die aufgrund diverser richterlich als diskriminierend eingestufer Aussagen, ihren Job verlor. "Ich glaube, dass männliche Menschen keine Frauen sind. Ich glaube nicht, dass 'Frausein' etwas mit Identität oder weiblichen Gefühlen zu tun hat. Es geht um Biologie. Beide Geschlechter sollten nicht diskriminiert werden, weil sie nicht den traditionellen geschlechtsspezifischen Erwartungen entsprechen", schrieb die betreffende Britin beispielsweise. Der auf die öffentliche Unterstützungserklärung folgende Aufschrei hat Rowling aber offenbar nicht dazu gebracht, ihr eigenes Weltbild zu überdenken.
Rowling will nicht dazulernen
Im aktuellen Fall scheint Rowling da weiter zu machen, wo sie damals aufgehört hat. In einem Tweet kommentierte sie mit sarkastischem Unterton den Ausdruck "Menschen, die menstruieren" in einem Artikel über den erschwerten Zugang zu Hygieneprodukten während der Covid 19-Pandemie. Kritik bringt ihr nun die Tatsache, dass sie durch ihre indirekte Forderung, man solle "Frauen" sagen, ignoriert, dass das Geschlecht, das einer Person bei der Geburt zugewiesen wird (engl.: "sex") nicht immer der Geschlechtsidentität (engl.: "gender") entspricht. Denn auch trans Frauen sind Frauen. Weil sie nicht mensturieren, werden sie im Zusammenhang mit dem Artikel nicht mitgemeint, wenn nicht der Ausdruck an dem sich Rowling stört, verwendet wird. Im Gegensatz dazu menstruieren einige trans Männer, deren Identität durch die Verbindung mit Menstruation durch die Zuschreibung "Frau ist nur jemand, der menstruiert" ignoriert wird.
Rowling positioniere sich mit einer Meinung, die das soziale Geschlecht dem biologischen unterordnet. Damit spreche sie trans Frauen und Männern ihre schiere Existenz ab, so die Kritikerinnen und Kritiker. Darunter Mitglieder der LGBTQIA+-Community, Aktivistinnen und Aktivisten und Prominente. Auch Harry Potter-Hauptdarsteller Daniel Radcliffe bezog nun in einem Beitrag für die Organisation "The Trevor Project" Stellung. Er widerspricht "Jo, die ihm den Weg geebnet hat", legt aber Wert darauf zu sagen, "dass es hier nicht um einen Streit geht". Seine Meinung sei aber eine gänzlich andere. "Transgender-Frauen sind Frauen", so der Schauspieler.
Radcliffe: "Dürfen Identität von Transgender-Personen nicht entkräften"
"Jede gegenteilige Aussage stellt die Identität und Würde von Transgender-Personen infrage und widerspricht allen Ratschlägen von Experten, die über weitaus mehr Fachwissen zu diesem Thema verfügen als Jo oder ich", schriebt Radcliffe. "Es ist klar, dass wir mehr tun müssen, um trans und nicht-binäre Menschen zu unterstützen, ihre Identität nicht zu entkräften und keinen weiteren Schaden zu verursachen." Radcliffe ermutigte die Fans von Harry Potter aber weiterhin, sich ihre Liebe für die "Harry Potter"-Welt nicht von Rowlings Kommentaren ruinieren zu lassen.
Die Autorin selbst verteitigt sich. Der Vorwurf, sie würde sich gegen trans Frauen stellen, sei "Unsinn", so Rowling. Sie "respektiere das Recht jeder Transperson, auf eine Weise zu leben, die sich authentisch und angenehm anfühlt", twitterte sie.